11.04.2014 - Zweites Bergedorfer Teleskoptreffen

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Am 11.04.2014 und 12.04.2014 fand das 2. Bergedorfer Teleskoptreffen auf dem Gelände der Sternwarte Bergedorf statt.

Sogar am selben Tag wusste ich noch nicht genau, ob ich hingehen wollte oder nicht. Ich hatte es mir vorgenommen, weil solche Treffen einige Monate auseinander liegen können und ich es nicht verpassen wollte. Einerseits hatte ich mein Teleskop schon bestellt - so dass ich mir keine Empfehlungen mehr holen oder mir vor dem Kauf einen Eindruck der Geräte verschaffen konnte, und andererseits hatte ich es noch nicht geliefert bekommen, so dass ich es nicht mitnehmen konnte. Ich wusste also eigentlich nicht so recht, was ich bei dem Treffen sollte, außer ein paar Eindrücke zu sammeln. Ein sonderlich geselliger Typ bin ich eigentlich auch meistens nicht.

Ich glaube, um 20.00 Uhr oder so bin ich losgefahren. Nach ein paar Tagen bedeckten Himmels hatte es am selben Nachmittag ein wenig aufgeklart. Wenn das kein Glück war...
Als ich ankam, lag alles im Dunkeln. Auf dem empfohlenen Parkplatz stand ein einziges Auto im Dunkeln, es waren keine Schilder zu sehen, nichts. Auf der Website selbst war auch keine Adresse des Treffens auffindbar, also bin ich einmal um das Sternwartengelände herumgefahren, aber es war nichts ausgeschildert, alles dunkel.
Aus dem einzigen geöffneten Eingang des Geländes war Kindergeschrei zu hören, was ich für ein Teleskoptreffen etwas unverständlich fand, aber ich ging hinein und sah dort, dass offenbar gerade ein Zirkus abgebaut wurde. Von Teleskopen nichts zu sehen.

Weil sich in der Zwischenzeit ein ziemlich unbedeckter Himmel aufgetan hatte, nahm ich mein 70/300 Telesköpchen und schaute mir Jupiter (ein leuchtender Fleck mit 4 Lichtpünktchen), Mars (nur ein leuchtender Fleck), den Mond (wow, doch schon beeindruckend, auch mit so einem Spielzeug-Teleskop) und gerade noch so das Schwert im Gürtel des Orion an, das so langsam hinter den Häusern verschwand. Währenddessen hatte ich schon fast wieder beschlossen, nach Hause zu fahren.

Ich machte noch einen letzten Versuch und fuhr auf den empfohlenen Parkplatz, stellte den Wagen dort ab und ging zum daneben liegenden Eingang. Vor mir war schon eine andere Gruppe von Leuten durch eine kleine Pforte gegangen, was mir etwas Hoffnung machte, und nun wurde diese vor meiner Nase zugeschlossen, was mich wiederum sehr enttäuschte ^^
Zum Glück war ich noch nahe genug, um zu fragen, wo das Treffen stattfände, und die nette Gruppe sagte mir, dass ich nur an dem Zirkus vorbeigehen müsse.

Also fuhr ich wieder an den anderen Eingang und ging am Zirkus vorbei, und siehe da, ein Grüppchen von etwa 10 Leuten stand dort mit ein paar Teleskopen - weit weniger, als ich erwartet hatte. Ich stellte mich zunächst etwas schüchtern eine oder zwei Minuten an den Rand und schaute mir an, was so gemacht wurde, beschloss aber dann, dass ich dafür nicht hergekommen sei, und ging auf ein paar Leute zu.

Von da an habe ich mich die nächsten drei Stunden ununterbrochen gut unterhalten. Ich wurde von allen aufgenommen wie ein Bekannter, jeder duzte sich und es herrschte ein lockerer Umgangston. Mir wurde viel erklärt, und ich konnte durch zwei Teleskope sehen, eines davon war der etwas größere Bruder dessen, was ich schon bestellt hatte, ein Galaxy Dobson 10 Zoll. Ich habe mir wiederum Jupiter (diesmal mit deutlichen Wolkenbändern) und den Mond (meine Güte, Himmelarschundzwirn) angeschaut und freue mich jetzt um so mehr auf mein Teleskop. Ich habe viele Fragen gestellt, viel erfahren, oft gelacht und mich mit allen gut verstanden.

Ein Händler hat mir interessante wirtschaftliche Aspekte des Handels mit Astronomie-Zubehör auseinandergesetzt, und ein anderer Amateurastronom hat mir von seinem ersten Einstiegsteleskop mit 75-Zentimeter-Spiegel (!) berichtet, wobei es ihm wichtig war, das Gerät mit eigener Kraft transportieren zu können. Dass er eine Leiter zum Hineinschauen benötigt, stört ihn wohl nicht :)

Später hat mir noch jemand seine selbstgenaute Kameramontierung gezeigt, mit der er Aufnahmen von den größeren astronomischen Objekten macht. Er hat dazu die Montierung mit Schrittmotoren zur Nachführung ausgerüstet und ein eigenes fotografisches Prinzip der Ausrichtung entwickelt, damit die Kamera bei den hohen Belichtungszeiten keine Streifen zieht. Seine Software hat er auch noch selbst geschrieben und damit wundervolle Aufnahmen einiger Nebel, Galaxien, Supernova-Resten und Gaswolken zusammengesetzt. Sehr faszinierend.

Als alle abgebaut hatten, bin ich auch nach Hause gefahren, und nachdem ich glücklicherweise einen Parkplatz gefunden hatte, habe ich kurzentschlossen mein Telesköpchen noch einmal herausgeholt und mir den Mond angesehen. Keine Minute später hat sich noch ein Auto neben meines gequetscht, und die aussteigende Gruppe junger Leute hat mich gefragt, ob es ein Teleskop oder eine Kamera sei. Also haben alle mal durchgeschaut, wir haben uns über den Film Gravity unterhalten, und auch zu dieser Gelegenheit gab es viel Gelächter - nicht über den Film, den ich sehr mag ;)
Ich dachte, es wäre doch auch ganz schön, nochmal die Galileischen Monde zu zeigen, doch der Jupiter war schon hinter einem Torbogen verschwunden. Also flott durch den Bogen, und auf der anderen Seite ließ sich noch ein Blick auf Jupiter erhaschen. Die anderen waren vom Anblick auch sehr angetan und bedankten sich herzlich. Wie wird es erst sein, wenn ich einen vernünftigen 8-Zöller nach draußen auf die Straße schleppe?

Fazit: Außer den meiner Meinung nach verbesserungswürdigen Hinweisen auf der Website der Sternwarte und der völlig fehlenden Ausschilderung (auch wenn die Lange Nacht der Museen zugegebenermaßen erst einen Tag später anfing) war es ein erlebnisreicher, interessanter, informativer und schöner Abend, und fast hätte ich Lust, heute nochmal hinzugehen, aber ich habe anderes zu tun. Das nächste Mal bin ich vielleicht wieder mit dabei, dann mit eigenem Teleskop. Mein Dank geht jedenfalls an alle, die mich so nett und kumpelhaft aufgenommen haben, es hat mir sehr gefallen.

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