Ich habe dich durchschaut. Du glaubst an Gott, aber du bist ein wenig im Zweifel. Vielleicht möchtest du jemandem Begründungen dafür zeigen, dass es Gott geben muss, aber dir fällt plötzlich kein zwingender Grund mehr ein. Hmm.
Oder du glaubst nicht an Gott. Aber es kommt dir nicht durch und durch richtig vor, sondern eher ein wenig zerstörerisch und plump, einfach zu behaupten, dass jeder Glaube Unsinn sei. Dir mangelt es an einer tiefen, vernünftigen Überzeugung, die auch wirklich überzeugend ist.
Wie dem auch sei, ich habe dich durchschaut ;)
Auf dieser Seite findest du ein paar gute Gründe dafür, dass es keinen Gott geben kann. Falls du danach noch immer kein Atheist bist, hinterlasse mir doch am Ende der Seite einen Kommentar mit einem noch besseren Grund.
"Reicht es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben muss, dass Feen darin hausen?"Douglas Adams
Respekt
Ich habe genug. Ich frage mich: Warum ist der Glaube ein Tabu-Thema? Warum kann ich die Ansichten anderer Menschen in anderen Lebensbereichen nach Herzenslust kritisieren, aber habe sie bei der Frage nach einem Gott gefälligst zu respektieren? Ich habe religiöse Ansichten lange respektiert, aber halte sie mittlerweile für gefährlich genug, um mir diese Neigung abzugewöhnen. Menschen können glauben, was sie wollen, solange sie nicht versuchen, andere Menschen (z.B. Kinder) ebenfalls zu diesem Unsinn zu bekehren. Aber der Glaube an Gott konnte sich nur so lange halten, weil es zwischendurch immer Menschen gab, die ihn vertreten haben, weil man sich als gläubiger Mensch also ständig in guter Gesellschaft befand. Sicherlich kann ich daran nichts ändern, wenn erwachsene Menschen an den Weihnachtsmann oder Osterhasen glauben, aber ich muss es auch nicht respektieren. Ich respektiere Menschen, ja, und zwar deswegen, weil Menschen empfindungsfähige Wesen sind, aber ich respektiere nicht alles, was Menschen tun, sagen oder glauben.
Für mich ist der Glaube eine Frage der Wissenschaft - gibt es einen Gott oder gibt es ihn nicht? Es ist keine Frage davon, ob man sich bei dem Gedanken an Gottes Existenz geborgen fühlt oder ähnliches.
Agnostizismus, Atheismus und Naturalismus
Wenn mich jemand in meiner längst vergangenen Schulzeit nach Gott gefragt hätte, dann hätte ich mich einen Agnostiker genannt. Agnostizismus bezeichnet laut Wikipedia "die philosophische Ansicht, dass bestimmte Annahmen – insbesondere theologischer Art, welche die Existenz oder Nichtexistenz eines höheren Wesens wie beispielsweise eines Gottes betreffen – entweder ungeklärt oder grundsätzlich nicht zu klären sind." Gehandelt habe ich jedoch nicht wie ein Agnostiker, denn ich habe beispielsweise immer auf die Naturgesetze vertraut, also impliziert, dass es keinen Gott gibt, der die Naturgesetze brechen kann.
Später habe ich die Konsequenzen aus meinen Überzeugungen gezogen und mich als Atheisten gesehen, also als jemanden, der überzeugt ist, das es keinen Gott gibt.
Heute würde ich mich als Naturalisten bezeichnen. Leider ist der Begriff nicht leicht zu definieren, deshalb möchte ich kurz erklären, warum ich lieber "Naturalist" als "Atheist" verwende.
Der Begriff "Atheismus" sagt etwas über den Glauben an Gott aus, nämlich dass er nicht vorhanden ist. In meinem Leben hat diese Tatsache keine besondere Bedeutung, denn ich denke, dass viele Dinge nicht vorhanden sind, zum Beispiel intelligentes Pesto, Feen, Einhörner, allmächtige Quietsche-Entchen, Götter, Yetis, Kobolde und so weiter. All diese Dinge gibt es nicht, und mit keinem von ihnen setze ich mich in irgendeinem Maße auseinander, außer in diesem Fall mit Gott. Warum? Nur aus dem Zufall heraus, dass der allgemeine Glaube an intelligentes Pesto nicht besonders weit verbreitet ist, der Glaube an Gott jedoch sehr wohl. Ich höre von Gott an den verschiedensten Stellen und mache mir hier zur Aufgabe, den Glauben an ihn auszuräumen, genauso, wie ich es mit dem Glauben an intelligentes Pesto machen würde, weil ich glaube, dass die Welt besser wäre, wenn erwachsene Menschen nicht an irrigen Glaubensvorstellungen festhielten. Ich bin deshalb in gleichem Maße Atheist oder Antitheist wie ich auch Gegner der Theorie des intelligenten Pestos wäre. Und weil also die Überzeugung, dass es keinen Gott gibt, für mich keine herausragende Überzeugung ist, möchte ich mich lieber als Naturalisten bezeichnen, der überzeugt ist, dass es Hokuspokus wie Magier, Hexenmeister, Götter, allwissende Senfsauce und so weiter eben nicht gibt. Denn der Naturalismus ist eine erwähnenswerte Eigenschaft im Gegensatz zum Atheismus, der ein Schritt auf dem Weg dorthin ist. Ein Atheist kann ohne Probleme daran glauben, dass es Feen und Kobolde und sonstigen beliebigen Unsinn gibt. Deshalb also lieber "Naturalist".
Weil ich aber im Laufe dieser Seite aus offensichtlichen Gründen meistens explizit den Glauben an Gott kritisiere, obwohl ich auch den Glauben an intelligentes Pesto anvisieren könnte, argumentiere ich hier in meiner Eigenschaft als Atheist und nenne mich auch so.
Ob ich ein agnostischer Atheist bin? Nur formal. Natürlich kann niemand mit letzter Sicherheit wissen, wie die Welt wirklich ist, aber es kann auch niemand wirklich wissen, ob Michael Jackson je gelebt hat oder ob der Mond aus Käse besteht. Wenn wir den ganzen nötigen Papierkram beseite lassen, wissen wir natürlich, dass der Mond nicht aus Käse ist, und in diesem Sinne empfinde ich mich auch nicht als agnostischen Atheisten, sondern als Naturalisten, der die Möglichkeit, dass es einen Gott gibt, praktisch ausschließt.
Falls du meinst, dass ich mich streng an die formal erkenntnistheoretisch zulässigen Methoden halten sollte, dann bitte nur unter der Voraussetzung, dass du mir zuerst beweist, dass es dich gibt, damit ich weiß, für wen ich mir die Extra-Arbeit mache.
Lineare Annäherung
1. Ich muss bereit sein, die Existenz Gottes zu akzeptieren, wenn die Tatsachen dafür sprechen. Ich muss bereit sein, die Nichtexistenz Gottes zu akzeptieren, wenn die Tatsachen dagegen sprechen.
Andernfalls hat die Diskussion keinen Sinn.
2. Gefühle oder Glaube spielen bei der Frage, ob es Gott gibt oder nicht, keine Rolle.
Einfach nur zu behaupten, dass es Gott gibt, reicht nicht aus, um seine Existenz zu belegen.
3. Zirkelschlüsse sind immer ungültig.
"In der Bibel steht Gottes Wort, also ist die Bibel wahr. Und weil die Bibel wahr ist, gibt es auch Gott." Solche Zirkelschlüsse sind immer nichtig, denn sie lassen sich mit beliebigen Behauptungen durchführen.
4. Etwas nur deshalb zu glauben, weil man es nicht völlig ausschließen kann, ist weder sinnvoll noch konsequent.
Ich kann nicht völlig ausschließen, dass Colaflaschen empfindungsfähige und vernunftbegabte Wesen sind. Soll ich aber deshalb gleich davon ausgehen, dass das stimmt? Natürlich nicht. Andernfalls müsste ich konsequenterweise von allem möglichen ausgehen und könnte mich im Leben niemals zurechtfinden, da ja auch alles ganz anders sein könnte, als es den Anschein hat. Ich müsste mich mit Colaflaschen unterhalten, vor Papptellern weglaufen und auf russisch bis 53 zählen, wenn ich den Nachrichten einen Erdrutsch sehe. Kein Mensch handelt so, und es macht auch keinen Sinn, für das Konzept "Gott" eine Ausnahme zu machen. Solange es keinen Beleg für Gott gibt, ist es unsinnig und inkonsequent, daran zu glauben.
5. Eine Theorie, die überprüfbare Vorhersagen macht, ist einer anderen Theorie, die dies nicht tut, vorzuziehen.
Da es um eine Empiriefrage geht, nämlich ob es Gott wirklich gibt oder nicht, sind natürlich Theorien vorzuziehen, die sich empirisch belegen lassen.
6. Eine einfachere Theorie ist einer komplizierten Theorie vorzuziehen, wenn diese ansonsten dasselbe Erklärungsvermögen besitzt. (Ockhams Rasiermesser)
Wenn ich auf einem Weizenacker einen Stein sehe, könnte ich die Theorie aufstellen, dass in dem Stein ein Infrarotsensor verbaut ist, der weder von außen sichtbar ist noch irgendeine sonstige Auswirkung auf den Stein hat. Diese Theorie unterscheidet sich durch nichts als ihre Komplexität von der Theorie, dass es sich ganz einfach nur um einen Stein handelt. Sie muss hinter der einfacheren Theorie zurücktreten, sofern es keine speziellen Belege für die kompliziertere Theorie gibt.
Die meisten angeblichen Belege für die Existenz Gottes lassen sich durch Anwendung dieser Punkte widerlegen.
Eine alternative Religion
Außer Religionsbüchern (Bibel, Koran usw.) und ihrer Vorstellung von Gott haben gläubige Menschen nichts in der Hand. Ein abschließendes Argument gegen Religionen wäre also eine alternative lächerliche Religion, die genauso plausibel ist wie die schon bestehenden Religionen.
Ich bin für das allmächtige (außer in Hinsicht auf die Erschaffung von Hunden) und unsichtbare poröse Knäckebrot. Die Kunde davon ist zehntausend Jahre alt (also viel, viel älter als die Bibel oder der Koran) und wurde mündlich in meiner Familie überliefert. Das Knäckebrot hat das Universum und die Erde und alle Lebewesen darauf erschaffen, außer den Hunden, weil es dazu leider nicht in der Lage ist. Glücklicherweise haben wir Menschen Hunde aus Wölfen gezüchtet, so dass dieses Manko nicht weiter ins Gewicht fällt.
Wer irgendwelche Argumente gegen das Knäckebrot vorbringen kann, kann dieselben Argumente auch gegen Gott verwenden. Ich finde, das allein reicht aus, um Gott zu einer lächerlichen Kinderfantasie zu machen.
Argumente
"Ich glaube nicht an die Naturwissenschaft."
Jemand, der ein strombetriebenes, internetfähiges Gerät dazu nutzt, diese Website zu betrachten, kann unmöglich behaupten, nicht an "die Naturwissenschaft" zu glauben. Um Strom zu nutzen und einen Pixel auf einem Bildschirm erscheinen zu lassen, sind jede Menge naturwissenschaftlicher Problemlösungen erforderlich. Dass ein Auto fährt oder ein Flugzeug fliegt, sind überzeugende Belege für die Erfolge der Naturwissenschaft. Es gibt keine anderen vorstellbaren Gründe als naturwissenschaftliche Erkenntnisse dafür, dass Menschen Computer und Autos und Flugzeuge bauen können. Das zu leugnen wäre Unsinn.
"Glaube und Wissenschaft liefern einfach unterschiedliche Erklärungen für dieselben Dinge."
Diese Aussage ist zwar richtig, aber die Art und Weise von Erklärungen unterscheiden sich voneinander. Wissenschaftliche Forschung basiert auf wiederholbaren Experimenten. Das heißt, wer wissenschaftlich arbeitet, kann voraussehen, unter welchen Umständen welche Ereignisse eintreten. Würde Gott dafür sorgen, dass das Licht angeht, wenn Menschen den Schalter umlegen, wäre er nichts weiter als eine Art unsichtbarer Kaugummi-Automat. Die Frage ist, welche Erklärung für das Aufleuchten stimmiger ist - diejenige, die voraussagt, unter welchen Bedingungen was geschehen wird, oder diejenige, die alles einem unberechenbaren Gott zuschreibt. Dem Wesen nach ist die auf Gott basierende Erklärung einer Tatsache wesentlich schwächer als diejenige, die auch Voraussagen erlaubt.
"Wenn du es nicht wissen kannst, dann schreib es auch nicht."
Wenn du es nicht wissen willst, dann lies es doch nicht.
"Von Gott kann man nur durch den Glauben erfahren. Die wissenschaftliche Herangehensweise greift hier nicht."
Es gibt einige Dinge, deren Existenz man tatsächlich allein aus sich selbst heraus wissen kann, zum Beispiel die Gefühle. Um herauszufinden, dass ich traurig bin, brauche ich keine wissenschaftliche Erkenntnismethode zu bemühen. Wer jedoch behauptet, dass man durch seinen Glauben etwas über Gott erfahren könnte, müsste auch behaupten, dass jemand, der Angst vor Vampiren hat, damit belegen könne, dass es Vampire gibt. Das ist natürlich Quatsch. Wer an Gott glaubt, hat eben nur ein Gefühl, das ist alles. Unser Gefühl täuscht uns häufig.
Aber nehmen wir mal an, dass es wissenschaftliche Erkenntnisse zugunsten der Existenz Gottes gäbe. Alle Gläubigen würden diese Erkenntnisse sofort heranziehen, um die Existenz Gottes damit zu belegen, anstatt wie vorher zu behaupten, dass man von Gott nur durch den Glauben erfahren kann. Jede Art von Belegen zählt für Gläubige, aber keine Art von Gegenbelegen.
"Es gibt aber viele naturwissenschaftliche Theorien, die bereits widerlegt worden sind."
Das ist vollkommen richtig. Es wäre deshalb naiv zu glauben, dass wir heute nur noch über korrektes naturwissenschaftliches Wissen verfügen. Aber weder ist das ein Argument für die Existenz Gottes, noch ist es ein Grund, mit der Naturwissenschaft aufzuhören.
Wenn ich einem Kind erkläre, wie die Welt funktioniert, gehe ich das Risiko ein, mich in einigen Details zu irren, das ist klar. Nun aber vollkommen damit aufzuhören oder bei der Funktionsweise eines Apparates zu behaupten, er werde von der Gummibärchenbande angetrieben, ist absurd. Um in den Genuss guter Theorien zu kommen, muss man eben naturwissenschaftlich vorgehen. Irrtümer sind immer möglich, aber ein einzelnes (irriges) Experiment wird eben nicht als Grundlage neuen Wissens angesehen. Experimente werden wiederholt, erst dann werden daraus Erkenntnisse abgeleitet.
Natürlich sind einige naturwissenschaftliche Theorien unvollständig, aber das ist eben ein Grund, weiterzuforschen. Welchen Sinn sollte es haben, alles über den Haufen zu werfen?
"Im Laufe der Zeit wurde immer wieder das wissenschaftliche Weltbild völlig neu entwickelt. Warum sollte man ihm jetzt vertrauen?"
Diesem Argument liegt eine gute Beobachtung zugrunde, weshalb es mir einigermaßen sympathisch ist. Häufig wird aber übersehen, dass die Art der Wissenschaft sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende so stark verändert hat, dass "echte Wissenschaft", wie wir sie heute sehen, erst seit ein paar hundert Jahren die Zügel übernommen hat. (Man darf sich für die Ausbremsung der Wissenschaft übrigens auch bei der Kirche bedanken, die die Verkünder unliebsamer Gedanken bekanntermaßen kurzerhand foltern und verbrennen ließ, aber dies nur am Rande.) Ihr Vorläufer war vor allem die Naturphilosophie. Wissenschaft zu betreiben bedeutet heute zumeist, systematisch objektive Fakten in wiederholbaren Experimenten zu sammeln und sie in Hinblick auf eine Theorie zu interpretieren, wobei die Interpretation die einzige angreifbare Komponente sein sollte.
Das war früher anders, so dass wir heute durchaus eine fundamental andere und bessere Basis, ja, überhaupt eine belastbare Basis für Aussagen über die Welt haben. Dazu kommt, dass die Welt heute in viel höherem Ausmaß durchsetzt ist von Maschinen, die diese Aussagen überprüfen. Würde die Relativitätstheorie nicht funktionieren, gäbe es kein GPS, so einfach ist das. Dadurch, dass wir GPS alltäglich nutzen, wird die Relativitätstheorie auch immer wieder verifiziert. Insofern ist dies die richtige Zeit, sich mit der Wissenschaft zu beschäftigen.
"Gott gibt es, aber man weiß nicht, was er ist oder was er macht."
Man kann nicht an etwas glauben und gleichzeitig nicht wissen, was das ist, woran man glaubt. Zumindest irgendwelche Eigenschaften Gottes müssten bekannt sein, ansonsten ist es ein völlig inhaltsloser Glaube und somit auch kein Glaube. So etwas nennt man normalerweise "Ich weiß es nicht."
"Die Naturwissenschaft hat auch Probleme, gewisse Dinge zu erklären!"
Ja, sicher. Es ist für Evolutionsbiologen schwierig, zum Beispiel die kambrische Explosion zu erklären, in der sich vor etwa 540 Millionen Jahren viele verschiedene Grundbaupläne für vielzellige Tiere in der recht kurzen Zeit von 50 Millionen Jahren entwickelten. Die kambrische Explosion ist ein Phänomen, welches traditionelle Evolutionsbiologen nicht erwarten würden und nicht gut erklären können, aber das heißt nicht, dass der komplette Ansatz der Evolution widerlegt wäre. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass im Kambrium zu viele verschiedene Arten entstanden sind und dass nur aus diesem Grund die Evolution Quatsch wäre. Die kambrische Explosion widerspricht nicht grundsätzlich der Evolution, und man kann nicht generell erwarten, dass Naturwissenschaftler auf alle Details eine Antwort haben. Wenn es Menschen gibt, die dieses Problem lösen können, dann sind es Naturwissenschaftler.
Man freut sich häufig über wissenschaftlichen Fortschritt, aber das bedeutet auch, dass man irgendwann etwas weiß, was man vorher nicht wusste. Nun sind wir eben in der Situation, dass wir etwas noch nicht wissen, und das müssen wir leider akzeptieren. Freuen wir uns auf eine Zeit, in der wir die kambrische Explosion erklären können, und zwar mit den Mitteln der (nicht unbedingt klassischen) Evolutionstheorie. Auch die Evolutionstheorie ist, weil sie kein wissenschaftliches Dogma oder eine heilige Schrift ist, Veränderungen und Weiterentwicklungen ausgesetzt. Sie ist in vielen Jahrzehnten immer wieder im Detail angepasst worden, um dem Stand der Wissenschaft gerecht zu werden.
"Gott hat mir schon geholfen, als ich in Not war."
Wenn Gott tatsächlich dauernd irgendwo helfend einschreitet, wäre er ein barmherziger, fairer und gütiger Gott. Warum er dann aber zulässt, dass Kinder von Tretminen verstümmelt werden, bleibt ein Widerspruch.
"Aber was ist mit den vielen, vielen Wundern, die immer wieder geschehen?"
Geheilte Menschen, das Turiner Grabtuch, heulende Madonnenstatuen - es gibt eine große Menge an Phänomenen, die scheinbar etwas mit dem Wirken Gottes zu tun haben. Schauen wir uns mal an, welche Erklärungsstrategien dafür in Frage kommen.
Wenn Uri Geller im Fernsehen auftritt und sich mit der Aufforderung an die Zuschauer wendet, sie mögen doch bitte irgendeine alte, nicht mehr funktionsfähige Uhr aus dem Schrank holen und eine Weile in ihrer Hand halten, und wenn er prophezeit, dass einige dieser Uhren im Laufe der Sendung wieder zu ticken anfangen werden, und wenn tatsächlich nach der Sendung vier Zuschauer anrufen und behaupten, ihre Uhr funktioniere nun wieder, ist das dann ein Wunder?
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine stehengebliebene Uhr wieder anfängt zu ticken, wenn man sie nach einem Jahr aus dem Schrank holt und eine Weile in der Hand hält, ist sehr gering. Es könnte sein, dass das Schmierfett darin durch die Wärme der Hand ein kleines bisschen flüssiger wird und sie just in diesem Moment anfängt zu ticken. Oder dass durch die Handwärme die Batterie ein höheres chemisches Potential besitzt, die nötige Spannung zu erzeugen. Nehmen wir an, die Chance für so ein Ereignis steht Eins zu Zehntausend. Das ist sehr wenig. Im Vergleich dazu: Dass ein Kind mit einer äußerlichen Lippenspalte ("Hasenscharte") geboren wird, geschieht in Europa auch etwa in einem von zehntausend Fällen. Dass sich also gleich vier Zuschauer nach der Sendung melden, ist sehr unwahrscheinlich. Oder?
Ob und wieviele Zuschauer sich melden, hängt von drei Faktoren ab:
1.) Der Wahrscheinlichkeit, dass eine kaputte Uhr während der Sendung anfängt zu ticken.
2.) Der Zahl der verfügbaren kaputten Uhren.
3.) Der Bereitschaft der Zuschauer, am Ende der Sendung anzurufen.
Wenn zwei Millionen Menschen die Sendung sehen und jeder fünfte von ihnen eine kaputte Uhr zur Verfügung hat, haben wir insgesamt Vierhunderttausend Uhren. Wenn nun jeder zweite bereit ist, sich am Ende der Sendung zu melden, werden sich durchschnittlich zwanzig Leute melden. Dies ist nur ein Rechenbeispiel, und es gibt Uri-Geller-Kritiker, die behaupten, dass die Chancen, eine kaputte Uhr durch Erwärmung und Bewegung nach einem Jahr Ruhe wieder zum Laufen zu bringen, sehr viel höher sind. Alles in allem müssen der geringen Chance aber die hohen Einschaltquoten gegenübergestellt werden. Und nicht zuletzt, wenn alle Stricke reißen, ist es nicht sehr schwierig, jemanden zu engagieren, der nach der Sendung im Studio anruft.
Viele Wunder beruhen auf Zufällen. Dass Menschen spontan geheilt werden, geschieht überall auf der Welt, an heiligen Plätzen genauso wie Zuhause oder in Krankenhäusern. Die Chance ist sehr, sehr gering, aber es gibt etwa 7 Milliarden Menschen auf der Welt, und mit dieser Zahl wäre es sehr, sehr seltsam, wenn so etwas nie geschähe. Aber ist es nicht viel beeindruckender, wenn ein Mensch an einem heiligen Ort geheilt wird, als wenn das zuhause geschieht? Werden sich nicht die Medien darum reißen, über ein solches Wunder zu berichten? Auch der Placebo-Effekt ist hier zu berücksichtigen. Wenn ich mich schonmal an einem heiligen Ort befinde, warum sollte ich dann nicht auch geheilt werden?...
Die weinenden Madonnenstatuen gehören in die Kategorie "Zaubertricks und Fälschungen". Die Tränen der Statuen sind allgemein gut untersucht und bestehen aus Kondenswasser, Olivenöl, Wachs, Klebstoff für Kunstaugen oder diversen Blutgemischen ihrer Besitzer (wahlweise mit Schweineschmalz, Rindertalg, Rasierwasser oder anderen Stoffen).
Wenn es tatsächlich einen Gott gäbe, der den Gläubigen erscheinen möchte, DANN SOLL ER ES EINFACH TUN! Dieser ganze Wunderkram ist schlechter Hokuspokus - jeder mittelmäßige Partyzauberer bekommt so einen Firlefanz hin. David Copperfield ist quasi "besser" als Gott, zumindest insofern, als seine "Wunder" tatsächlich überzeugend sind.
"Auch wenn mal schlimme Dinge passieren, hat das einen Sinn."
Das könnte auf irgendeine verquere Art und Weise für Einzelschicksale gelten, aber oft passieren Katastrophen, die Tausenden von Menschen das Leben kosten. Dass Tausende von Menschen sterben, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, hätte nicht einmal als Vergeltungsschlag irgendeinen Sinn. Das ist einfach nur traurig. Falls das wirklich irgendeinen Sinn haben sollte, haben wir es mit einem schmollenden, aggressiven Gott zu tun. Prost Mahlzeit (oder auch "Dann aber gute Nacht, Johanna!"). Siehe auch Theodizee-Problem.
"Gottes Wege sind unergründlich."
Das ist kein Beleg für die Existenz Gottes, sondern eine (lahme) Entschuldigung dafür, dass der Gottesglaube sich nicht festnageln lässt. Drängt man ihn in die Ecke, ist er eben unergründlich und damit basta. Eine reichlich kindische Haltung.
"Wenn es keinen Gott gäbe, hätten sich die Affen doch auch zu Menschen weiterentwickelt."
Ich habe diesen vermeintlichen Beleg für die Falschheit der Evolutionstheorie schon häufiger gehört und finde ihn auch einigermaßen naheliegend, jedenfalls für jemanden, der sich noch nicht mit der Evolutionstheorie auseinandergesetzt hat. Warum Affen und Menschen gemeinsame Vorfahren haben, die Affen sich jedoch offensichtlich nicht weiterentwickelt haben, ist hier die Frage. Möchtest du wirklich behaupten, dass die heutigen Affen nicht bestens an ihren jeweiligen Lebensraum angepasst sind? Die Antwort ist, dass "die Affen" sich sehr wohl weiterentwickelt haben. Sie sind für ihre jeweilige Lebensweise sehr gut spezialisiert, weswegen es kaum einen Selektionsdruck für sie gibt, sich in Richtung Mensch zu entwickeln. Die Evolution kann ohnehin niemals denselben Weg zweimal einschlagen, und die Affen, von denen hier die Rede ist, lebten wohl schon früh in einem anderen Gebiet oder einer anderen ökologischen Nische als die Vorfahren der Menschen.
Menschen stammen nicht von heute lebenden Affenarten ab. Aus den Vorfahren von Menschen und Affen haben sich verschiedene Stammlinien gebildet. Bonobos und Schimpansen haben sich vor recht kurzer Zeit voneinander getrennt, davor haben sich deren Vorfahren von den Vorfahren der Menschen getrennt, und davor haben sich die Vorfahren der Bonobos, Schimpansen und Menschen von den Vorfahren der Gorillas getrennt, nachdem sich diese wiederum von den Vorfahren der Orang-Utans getrennt hatten. Es ist viel geschehen seitdem, und einige Gruppen haben sich zu Menschen, einige zu Schimpansen und wieder andere zu Bonobos, Gorillas und Orang-Utans entwickelt. Man könnte also genausogut fragen, warum sich die Menschen nicht auch zu Schimpansen entwickelt haben. Denn Schimpansen sind keine "unterentwickelten" Menschen, sondern anders entwickelte (und prima angepasste) Nachfahren der gemeinsamen Vorfahren von Menschen und heutigen Affen.
Evolution ist nicht zielgerichtet. Es gibt keine allgemeine Tendenz, dass sich Einzeller zu Vielzellern, Wassertiere zu Landtieren, Dinosaurier zu Vögeln oder Affen zu Menschen entwickeln.
"So komplexe Gebilde wie das menschliche Auge können nicht plötzlich durch Zufall entstehen."
Diese Behauptung ist richtig. Hochkomplexe biologische Gebilde wie das Linsenauge sind weder plötzlich noch durch Zufall entstanden, sondern sie haben sich über Jahrmillionen hinweg nach und nach durch das Einwirken von Selektionsdruck entwickelt. Der Selektionsdruck ist von der Umwelt eines Organismus abhängig und beruht zum größten Teil nicht auf Zufall, sondern darauf, welche zufälligen Veränderungen an den Erbinformationen eines Wesens in der Lage sind, in seiner Umwelt überlebensfähige Nachkommen zu produzieren. Dass ein Krokodil, welches zufällig ohne Magen zur Welt gekommen ist, nicht überleben kann, ist kein Zufall, sondern einzig und allein dem Selektionsdruck seiner Umwelt zuzuschreiben.
Außerdem müssen solche komplexen Gebilde auch nicht plötzlich entstehen, sondern es reicht, wenn jeder Schritt hin zu solchen komplexen Organen einen Vorteil für den Organismus darstellt. Ein Linsenauge ist besser als ein Auge ohne Linse, ein Auge ohne Linse ist besser als ein Auge, das nur hell und dunkel unterscheiden kann, und ein Auge, das nur hell und dunkel unterscheiden kann, ist besser als gar kein Auge.
Noch einmal: Ein Auge muss nicht gleich mit Linse und allem drum und dran entstehen, sondern es kann sich schrittweise entwickeln, solange jeder Zwischenschritt einen Selektionsvorteil für das Individuum bedeutet. Es gibt keine bekannten Fälle "unmöglicher" Komplexität von biologischen Funktionseinheiten. Was wir heutzutage auf der Erde vorfinden, ist das Ergebnis teils Jahrmillionen andauernder Verfeinerung von Selektionsvorteilen. Kein Wunder, dass einige Organe sehr komplex sind, sie hatten für ihre natürliche Perfektionierung unvorstellbar viel Zeit.
"Naja. Aber komplizierte Gebilde, die nicht der Evolution unterliegen, können nicht durch Zufall entstehen."
Viele Gläubige vertreten die Ansicht, dass solche harmonischen und "perfekten" Dinge wie Galaxien, Sonnensysteme, Planeten oder Ökosysteme nicht ohne Plan entstanden sein können. Sie berufen sich im Prinzip auf das Uhrmachergleichnis, in dem ein Mensch einen einsamen Strand entlang geht und eine Taschenuhr findet. Das Innere der Uhr ist sehr kompliziert, und aus der Existenz der Uhr schließt der Mensch, dass es jemanden oder etwas geben muss, das diese Uhr entworfen hat, einen Uhrmacher.
Dies ist an sich wirklich ein schönes Argument, aber leider in zweifacher Hinsicht (in formal logischer und in inhaltlicher) falsch. Formal logisch ist es aus folgendem Grund falsch:
Annahme: Jedes komplizierte "perfekte" Gebilde muss einen Schöpfer haben.
Beobachtung: Das Ökosystem der Erde ist (beispielsweise) ein kompliziertes "perfektes" Gebilde.
Schlussfolgerung: Das Ökosystem der Erde muss einen Schöpfer haben.
Der formal logische Widerspruch ist hierbei, dass es sich beim Schöpfer des Ökosystems um ein nicht minder kompliziertes "perfektes" Gebilde handeln muss, welches folglich auch einen Schöpfer haben müsste. Also, wer hat Gott erschaffen? Die Antwort ist nur in einem unendlichen Regress zu finden, also sinnlos.
Inhaltlich ist es deshalb falsch, weil diejenigen Gebilde, auf die sich die Anhänger der Uhrmacher-Theorie berufen, in Wirklichkeit keine komplizierten, "perfekten" Gebilde sind. Das Ökosystem der Erde ist in seiner Vergangenheit zahlreichen gigantischen Katastrophen ausgesetzt gewesen, die dazu geführt haben, dass unzählige Arten von Lebewesen ausstarben. Die Erde ist kein stabiles System, sondern erweckt nur diesen Anschein, weil es so riesig ist und eine Menge kleiner Einwirkungen durch die Masse an verfügbarem Biomaterial gepuffert wird. Wenn Menschen beispielsweise dazu beitragen, dass die Temperatur auf der Erde im Mittel um 20°C ansteigt, werden viele Tier- und Pflanzenarten aussterben. Aber wird die Erde dadurch weniger perfekt und harmonisch? Natürlich nicht, es wird genau das passieren, was schon immer in solchen Fällen passiert ist: Das Ökosystem wird sich so verändern, dass letztendlich Lebewesen übrig bleiben, die mit den Temperaturen zurechtkommen, was sollte auch anderes geschehen? Jeden Tag sterben auf natürlichem Wege einige Arten aus, weil das Ökosystem eben nicht "perfekt" und harmonisch ist. Galaxien sind nicht "perfekt" - sie stoßen zusammen, bilden schwarze Löcher und geben dabei tödliche Strahlung ab. Sie sind einfach Materieklumpen und machen das, was nun eben mit Materieklumpen im Vakuum und freiem Fall passiert. Eine Taschenuhr muss tatsächlich einen Schöpfer haben, aber die größeren Gebilde im Universum, die nicht auf Evolution beruhen, sind im Wesentlichen recht einfache Dinge.
"Die Evolutionstheorie ist nur eine Theorie. Gott ist real."
Das hört sich zwar schön an, wenn man es so sagt, ist aber völliger Unsinn. Die grundlegenden Mechanismen der Evolution sind tautologisch. WENN es so etwas wie mutationsfähige Gene gibt, die in der Lage sind, die Überlebensfähigkeit von Lebewesen zu beeinflussen UND sich reproduzieren können, DANN ist Evolution (im Sinne der Evolutionstheorie) eine direkte und unausweichliche Folge. Unausweichlich. Wirklich. Wenn Gene in der Lage sind, die Überlebensfähigkeit von Lebewesen zu beeinflussen - wie zum Teufel (Verzeihung...) sollte es dann überhaupt möglich sein, dass sich deren Anteile im Genpool nicht ändern? Evolution muss es unter den genannten Bedingungen zwingend geben. Evolution ist nicht nur empirisches Faktum, Evolution ist sogar theoretisch unausweichlich.
Warum es dann trotzdem Theorie heißt? Um diese Frage zu klären, muss man die Evolutionstheorie von der Evolution selbst unterscheiden. Als Beispiel können wir auch Newtons Gravitationstheorie nehmen. Aus heutiger Sicht können wir sagen, dass Newtons Theorie der Gravitation falsch war, denn Einsteins Relativitätstheorie erklärt die Tatsachen wesentlich besser. Aber die Gravitation selbst, also dass es so etwas wie Gravitation gibt, ist seit jeher ein Faktum. Genauso mag die Erklärung, die die heutige Wissenschaft für die Evolution hat, im Detail nicht hundertprozentig ausgereift sein, aber dass die heutigen Lebewesen sich durch Evolution entwickelt haben, ist ein Fakt. Und die Evolutionstheorie ist eine passende Theorie, die die Details erklärt.
"Die Evolutionstheorie ist trotz allem unbewiesen."
Ich stelle ein paar Behauptungen auf, und du musst sie widerlegen, okay?
1. 300 Jahre alte Mammutbäume waren niemals junge Bäume.
2. Einbalsamierte ägyptische Mumien waren niemals lebendige Menschen.
3. Bemannte Flugkörper können zum Mond fliegen, aber niemals zum Mars.
Nie hat ein Mensch beobachtet, dass ein junger Baum zu einem 300 Jahre alten Baum wird. Vielleicht wird das auch niemals geschehen. Zu behaupten, dass ein Baum sich also nicht zu einem 300 Jahre alten Baum entwickeln kann, ist jedoch Unsinn.
Viele Mumien sind einige Tausend Jahre alt. Es gibt keinen Menschen, der tatsächlich weiß, dass die mumifizierten Menschen mal lebende Personen waren. Aber es kann doch kein Zweifel bestehen, dass es tatsächlich so war. Und dass bemannte Flugkörper wohl zum Mond fliegen können, aber nicht zum Mars, lässt sich bis heute nicht widerlegen, weil bisher noch niemand zum Mars geflogen ist. Aber zu behaupten, man könne niemals zum Mars fliegen, ist eine völlig willkürliche Behauptung ohne jeden vernünftigen Beleg. Es ist einfach Unfug.
Für die Evolutionstheorie liegen Belege in jeder gewünschten Fülle vor. Es ist nicht möglich zu beweisen, dass sich Saurier in Vögel verwandelt haben, aber die Belege sind so umfangreich und vollständig, dass daran kein vernünftiger Zweifel bestehen kann. Muss wirklich immer jemand dabei gewesen sein, um eine Behauptung zu stützen? Niemand kann meine obigen Behauptungen widerlegen, aber dass sie Quatsch sind, daran gibt es keinen Zweifel. So ist es auch beim Intelligent Design. Dass etwas seiner Natur nach nicht widerlegt werden kann, heißt nicht, dass es auch stimmt. Es zählen die Belege für eine vernünftige Argumentation, und die liegen vollständig und unverrückbar auf der Seite der Evolutionstheorie.
"Was ist mit den Missing Links?"
Was soll mit ihnen sein? Einige wurden gefunden, andere nicht. Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass es keine wie auch immer gearteten Zwischenformen zwischen zwei heute lebenden (rezenten) Arten gibt oder gab. Rezente Arten sind sozusagen keine Eltern und Kinder, sondern Cousins verschiedenen Grades. Eine Zwischenform von Schnecke und Fledermaus zu finden ist genauso wahrscheinlich wie der Fund eines Bindeglieds zwischen Fisch und Fahrrad. Zwischenformen gibt es nur zwischen rezenten und fossilen Arten. Wer einen rezenten Vogel mit einem fossilen Saurier vergleicht, mag sich nach einem Bindeglied umschauen. Und er wird es finden, zum Beispiel im Archäopteryx.
Zweitens ist es ein kleines Wunder, dass Lebewesen überhaupt fossilieren. Es gibt vergleichsweise nur sehr wenige Arten, deren Vertreter in Versteinerungen erhalten sind. Deshalb ist es insgesamt recht unwahrscheinlich, ein ganz bestimmtes Bindeglied zu finden. Zu Darwins Zeiten waren zum Beispiel keine Zwischenformen von Menschen und Affen bekannt, deshalb die Kritik der Missing Links. Heute verfügen wir jedoch über eine ganze Reihe von Funden (vor allem aus Afrika), welche die Entwicklung des Menschen aus den Vorfahren der heutigen Affen sehr schlüssig aufzeigen. Die Missing Links sind da, keine Angst.
"Gibt es noch andere Belege für die Evolution als Fossilien?"
Gut, dass du fragst. Es gibt, wie gesagt, Belege in jeder gewünschten Fülle.
Beispiel: Grobe Schnitzer
Einer der besten Belege für die Evolution sind die groben Patzer, die grundsätzlichen Unvollkommenheiten, die sich manchmal ergeben, weil Lebewesen sich aus bestehenden anderen Wesen entwickeln und nicht von Grund auf geplant sind. Der Nerv mit der lateinischen Bezeichnung "nervus laryngeus recurrens" beispielsweise versorgt bei Säugetieren unter anderem den Kehlkopf. Er führt aber nicht direkt vom Gehirn durch den Hals zum Kehlkopf, sondern macht einen recht sinnlosen Abstecher unter die Aorta und kehrt dann in einem Bogen zurück. Besonders deutlich ist dies bei der Giraffe, wo der Nerv nur wenige Zentimeter von seinem Ursprungsort entfernt endet, dazwischen aber eine beträchtliche Strecke den gesamten Giraffenhals hinunter und wieder hinauf zurücklegt. Dies ist ein Beleg dafür, dass die Evolution keine Neuplanung erlaubt, sondern nur die Entwicklung aus bereits Vorhandenem. Denn der Nerv leistete ursprünglich fischähnlichen Lebewesen sehr gute Dienste, aber in den einzelnen Entwicklungsschritten zur Giraffe hin wurde der Umweg über die Herzgegend mit zunehmender Halslänge immer sinnloser. Ein intelligenter Schöpfer hätte soetwas ganz anders gemacht.
Der Heilbutt ist ebenfalls ein eindrucksvolles Beispiel für einen Patzer. Kein Schöpfer mit einem Sinn für Effizienz oder Ästhetik hätte einen Fisch gebastelt, dessen linkes Auge auf die rechte Kopfseite wandert, um nicht in den Meeresboden zu schauen. Ein Designer, der den Heilbutt von Grund auf neu konzipierte, würde ihm ein rochenartiges Aussehen verleihen.
Oder nehmen wir als Beispiel unser Auge: Das einfallende Licht muss erst durch ein Gewirr aus Nervenfasern, bevor es zur Retina gelangt. Warum? Weil die lichtempfindlichen Zellen quasi "verkehrt herum" eingebaut sind, so dass die Nervenfasern in Richtung des einfallenden Lichts zeigen, sich bündeln und dann im blinden Fleck die Retina passieren. Wer eine solche Erfindung auf einer Technik-Messe vorstellte, würde dort ausgelacht werden. Es ist ganz offensichtlich, dass man die Zellen nur umdrehen müsste, um das System zu optimieren, aber da sich das gesamte System erst komplett zurückbilden müsste, um den Effekt zu erreichen, bleibt es so, wie es ist.
Beispiel: Unnütze Körperteile
Warum haben einige Wale und einige Schlangen Beckenknochen? Warum haben Menschen ein Steißbein? Warum hat der neuseeländische Kiwi Reste von Flügeln? Warum haben Maulwürfe Augen? Warum haben Männer Haare auf der Brust? Die geschilderten Körperteile sind Reste früherer Entwicklungen, die heute unnütz sind. Aber es gibt auch andere Arten unnützer Körperteile, beispielsweise die riesigen Pfauenfedern, die keinen praktischen Nutzen haben, außer das Lebewesen für das andere Geschlecht attraktiver zu machen. Alle diese Körperteile haben sich historisch entwickelt. Bei einer Neukonzeption würden sie glatt durchfallen. Gott müsste ein Dummkopf sein.
Beispiel: Datierungsmethoden
Wenn es nur eine einzige Datierungsmethode für fossile Objekte gäbe, würde kein Wissenschaftler die Behauptung wagen, tatsächlich etwas über das Alter des Objekts zu wissen. Es gibt aber eine ganze Reihe von Datierungsmethoden, die unabhängig voneinander auf das geschätzte Alter der Fossilien hindeuten. Anhand dieser Datierungsmethoden können Wissenschaftler vorhersagen, in welcher Gesteinsschicht Übergangsformen zwischen verschiedenen Arten zu erwarten sind. Und genau dort werden die Übergangsformen auch ausgegraben. Wenn es einen Gott gäbe, müsste er peinlich genau darauf geachtet haben, die Fossilien genau so zu verstecken, dass sie mit den Datierungsmethoden übereinstimmen.
"Wenn du Religionen für schlecht hältst und an die Evolutionstheorie glaubst, wie haben sich Religionen denn dann entwickelt?"
Die Antwort darauf weiß natürlich niemand, weil die Evolutions-Soziologie ein sehr kompliziertes Gebiet ist. Ich stelle mir die Entwicklung der "Religionsfähigkeit" als Konsequenz einer anderen, sinnvolleren Entwicklung vor. Als Beispiel könnte man das Auge erwähnen, das einen sehr gut nachvollziehbaren evolutionären Effekt hat - je besser ein Individuum sehen kann, desto besser wird es Beute schlagen oder Feinden entkommen können. Aber das Auge hat nicht nur positive Wirkungen, sondern auch negative.
"Das, was ohne Belege behauptet werden kann, kann auch ohne Belege abgelehnt werden."Christopher Hitchens
"Ich glaube eben nun mal dran."
Das habe ich befürchtet. Man kann an jeden Quatsch glauben, aber das bedeutet nicht, dass jeder Quatsch auch wirklich existiert. Kinder glauben an den Weihnachtsmann, aber das allein macht dessen Existenz nicht wahrscheinlicher.
"Die Gottesvorstellung gibt mir ein gutes Gefühl, ich möchte sie nicht verlieren."
Im Gegensatz zu vielen Glaubenssystemen engt der Atheismus als solcher deine Fantasie nicht ein. Im Gegenteil - du kannst dir vorstellen, was du möchtest, wie es dir beliebt und wann und wo und wie oft du es möchtest, denn niemand liest deine Gedanken und urteilt darüber. Du willst dir Gott als außerirdische Lebensform vorstellen? Los gehts. Sex mit Miesmuscheln? Äh... ok, das kam unerwartet, aber nur zu! Wie gesagt, stell dir vor, was du möchtest. Ohne meine Fantasie wäre ich nur ein Schatten meiner selbst, ich mache vor ihr regen Gebrauch, wie du beispielsweise in meinem Text über meine Muse erkennen kannst. Und das solltest du auch tun - aber man muss ja nicht gleich an alles glauben.
"Wenn Gott nicht existierte, hätte die Existenz der Welt keinen Sinn."
Auf irgendeiner metaphysischen Ebene könnte das eine Diskussionsgrundlage sein, aber die Realität sieht so aus, dass die Welt auch gar keinen Sinn braucht, um zu existieren. Man stelle sich einmal eine Welt ohne göttlichen Sinn vor. Hurra, willkommen in der Wirklichkeit.
"Gott ist in mir drin."
Dass Menschen Hoffnungen, Träume, Kreativität und so weiter besitzen, ist eine (sehr erfreuliche) Tatsache, die allerdings nicht mit der Existenz Gottes zusammenhängt. Seine Ideale, Gefühle und dergleichen einfach Gott zu nennen, ist eine willkürliche Definition. Gottes Existenz hängt nicht damit zusammen, ob wir irgendetwas, dessen Existenz niemand bezweifeln würde, Gott nennen oder nicht.
"Ich fühle noch etwas anderes als Träume und Hoffnungen, etwas Großes."
Das ist schön, ich freue mich für dich :)
"Man hört doch überall von Gott."
Das ist es ja. Natürlich gibt es einen Gott-Kult oder eine Gott-Sekte, das wird wohl niemand bestreiten. In Nordkorea glaubt man an Kim Il Sung als den ewigen Präsidenten, obwohl er nun schon einige Jahre tot ist. Niemand außer einem Nordkoreaner würde bestreiten, dass das Quatsch ist. So ist es nun einmal - leichtgläubige Menschen können auch nach ihrer Kindheit noch von unsinnigen Dingen beeinflusst werden, an die sie früher einmal geglaubt haben, deshalb gibt es so viele Gläubige. Das ist teilweise Propaganda, hat sich aber irgendwann zum Selbstgänger entwickelt. Wenn es irgendeinen Grund gibt, an dem zu zweifeln, was man glaubt, sollte man es überprüfen, nur tun das viele Menschen nicht. Sie glauben, dass es ausreicht, zu glauben. Tut es aber nicht.
"Es gibt viele Wissenschaftler, die an Gott glauben."
Ja, es gibt viele Menschen, die Blödsinn glauben. Leider haben diese Menschen, soweit ich gehört habe, auch keine überzeugenden Gründe dafür. Wie auch?
"Ha! Können sich Hunderte von Millionen von Christen irren?"
Moment mal, das "Ha!" steht dir nicht zu, es ist meins. Können sich Hunderte von Millionen von Moslems oder Hunderte von Millionen von Hindus irren? Natürlich können sie das, ja, sie müssen es sogar, denn es kann maximal eine einzige Ansicht die richtige sein.
Vermutlich ohne es wissen, bist du selbst ein Atheist in Bezug auf Wotan, Thor und Odin, auf Horus, Re und Osiris, auf Zeus, Athene und Apollo, auf Shiva, Krishna und Ganesh und Tausende und Abertausende anderer Götter, die je erfunden worden sind. Du glaubst nicht an den "großen Juju auf dem Meeresgrund", wie Richard Dawkins es einmal ausgedrückt hat. Du bist Atheist in Bezug auf fast alle Götter, die Menschen je erdacht haben. Ha! (<-- siehst du?)
Ich bin nur einen Gott weiter, das ist alles.
"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein."Urheber unbekannt
"Ist der Glaube an keinen Gott nicht auch ein Glaube?" oder "Das Einbrecher-Argument"
Ist denn nicht der Glaube an keinen Gott ebenso ein Glaube wie der Glaube an Gott? Sind denn nicht beide Theorien aufgrund ihrer jeweiligen Unbeweisbarkeit gleichgestellt?
Man hört dieses Pseudo-Argument früher oder später in jeder derartigen Debatte. Es gaukelt jedoch eine Gleichartigkeit vor, wo keine ist. Der Glaube an keinen Gott ist kein Glaube, da er völlig inhaltslos ist.
Genausogut könnte man fragen: Ist es nicht auch ein Hobby, keine Briefmarken zu sammeln? Ist Glatzköpfigkeit nicht auch eine Haarfarbe? Ist Nichtrauchen nicht auch eine Sucht? Natürlich alles Unsinn, aber warum?
Hier eine überarbeitete Version meines Einbrecher-Arguments, quasi das Einbrecher-Argument 2.0 (Special Edition):
"Hast du eigentlich noch deinen Birkenholz-Schreibtisch?"
"Nein, leider nicht."
"Warum nicht?"
"Bei mir wurde eingebrochen, und der Schreibtisch wurde gestohlen."
"Oh. Und hast du dir einen neuen gekauft?"
"Das ist nicht nötig gewesen, der Einbrecher hat einen neuen Schreibtisch anfertigen lassen und ihn mir in die Wohnung gestellt."
"Das ist ja seltsam."
"Ja."
"Und wie sieht der neue Schreibtisch aus?"
"Genau wie mein alter."
"Dann wollte der Einbrecher dir eine Freude machen?"
"Wie kommst du darauf?"
"Naja, weil du doch jetzt einen neuen Schreibtisch hast."
"Aber er sieht exakt so aus wie mein alter, mit allen Dellen und Verfärbungen und so."
"Dann hast du an irgendwelchen Einbruchsspuren gesehen, dass jemand ihn ausgetauscht hat?"
"Nein, es gab keine Einbruchsspuren. Vermutlich hat der Einbrecher alle Spuren beseitigt."
"Aber wie kommst du dann zu der Auffassung, dass überhaupt jemand eingebrochen hat?"
"Naja, es wäre doch eine Erklärung dafür, dass alles genauso aussieht wie vorher."
"Das verstehe ich nicht. Wäre es nicht vernünftiger, anzunehmen, dass niemand eingebrochen hat?"
"Nein. Man kann beide Theorien nicht beweisen, daher sind sie gleichwertig."
Ich komme nach Hause. Nichts hat sich verändert. Und ich denke: Heilige Salatschüssel, bei mir wurde eingebrochen.
Die Frage ist: Bin ich noch zu retten? Vermutlich nicht. Wenn ich nach Hause komme, und es hat sich nichts verändert, wäre es vernünftig, davon auszugehen, dass in der Zwischenzeit niemand im Haus war. Je komplizierter der Einbruch, desto unwahrscheinlicher.
Die Frage ist nicht allein, ob man etwas ausschließen kann oder nicht. Ich kann nicht ausschließen, dass tatsächlich jemand eingebrochen hat, aber solange ich keine direkten Hinweise darauf habe, sind die Theorien, dass jemand eingebrochen hat und dass niemand eingebrochen hat, alles andere als gleichwertig.
Ein Mensch, der an etwas glaubt, was nicht völlig ausgeschlossen werden kann, auf das es aber keine Hinweise gibt und das besser durch eine andere Theorie erklärt werden könnte, verhält sich unvernünftig. Würde ich die Einbrecher-Theorie vertreten, wäre die Beweislast auf meiner Seite. Ich müsste mich dafür rechtfertigen, welchen Grund ich für diese Annahme hätte, und es wäre völliger Blödsinn, wenn ich auf der Arbeit behaupten würde "Hey Leute, bei mir wurde eingebrochen!" und würde dann diese Geschichte erzählen. Wohlgemerkt - dass bei jemandem eingebrochen wird, ohne dass der Betreffende davon Kenntnis erlangt, mag gelegentlich vorkommen, aber die Geschichte mit dem ersetzten Schreibtisch ist es, worauf sich mein Argument bezieht.
Die Beweislast liegt nach dem Prinzip von Ockhams Messer bei demjenigen, dessen Theorie komplizierter ist. Es sollte klar sein, dass mir niemand beweisen muss, dass bei mir nicht eingebrochen wurde, um mich von diesem Glauben abzubringen. Wenn ich behaupte, bei mir wurde eingebrochen, muss ich dafür Belege haben, ansonsten mache ich mich nicht nur lächerlich, sondern sorge auch dafür, dass an meiner geistigen Gesundheit gezweifelt wird.
An Gott zu glauben und daran zu "glauben", dass es keinen Gott gibt, ist nicht gleichwertig. Ich brauche nicht zu "glauben", dass es keinen Gott gibt, es hat mit "Glauben" nichts zu tun. Solange niemand eindeutig beweisen (oder zumindest glaubhaft belegen) kann, dass es Gott gibt, ist es vernünftig anzunehmen, dass es so etwas wie Gott nicht gibt. Solange es nicht einen Grund dafür gibt, von der Einbrechertheorie überzeugt zu sein, wäre der Glaube daran völlig irrational und an den Haaren herbeigezogen.
Es mag auf den ersten Blick ein wenig überraschend sein, aber der Glaube an Gott ist leider nicht nur so unsinnig wie der Glaube an einen Einbruch, sondern noch um einige Größenordnungen unvernünftiger. Warum?
Ein Einbruch ist etwas, was alltäglich irgendwo auf der Erde geschieht - wir sind es gewohnt, davon zu hören, und falls bei mir eingebrochen wird, wird es mich zwar überraschen und entsetzen, aber es ist nicht unglaubwürdig oder unmöglich. Es ist zwar sehr unglaubwürdig, dass der Einbrecher einen neuen Schreibtisch ganz im Stile meines alten für mich anfertigt, aber unmöglich ist auch das nicht.
Bei Gott liegt die Sache ganz anders. Wir halten es gemeinhin für unmöglich, dass es Wesen mit übernatürlichen Superkräften gibt, die nicht an die Naturgesetze gebunden sind. Sollte Gott wirklich die einzige Ausnahme sein? Alles unterliegt den Naturgesetzen, bloß nicht Gott, an den ich glaube, obwohl es keine Hinweise auf ihn gibt? Ganz ehrlich, das ist eine der lächerlichsten denkbaren Behauptungen.
Also: Es gibt keinen atheistischen Glauben - eine Weltsicht, die Gott ausschließt, ist ganz einfach das, was übrig bleibt, wenn es keine schlüssigen Hinweise auf Gott gibt, die überzeugender sind die Hinweise auf alternative Erklärungen.
Wer an Gott glaubt, sollte sich meines Erachtens besser des Grundes dafür bewusst sein. Und sich fragen, ob es ein wirklich, wirklich guter Grund ist.
"Mit deinem Einbrecher-Argument stellst du religiöse Menschen als dumm dar. Das empfinde ich als eine Beleidigung!"
Um religiös zu sein, muss man entweder über eine unzureichende Bildung oder aber die Unfähigkeit verfügen, in dieser Hinsicht ein vernünftiges Urteil zu fällen. Ich möchte diesen Satz erst einmal so stehen lassen, weil ich ihn ernst meine und durch meine weiteren Anmerkungen nicht verwässern möchte.
Unzureichende Bildung kann natürlich zu Religiosität beitragen. Wer nicht weiß, wie er sich die Welt anders erklären soll, wird mit der Hypothese Gott liebäugeln. Wer nicht weiß, wie zahlreich und lückenlos die Belege für ein Universum ohne Magie, Götter, Feen und Dämonen sind, wird sich möglicherweise der Religion hingeneigt fühlen.
Ebenso, wer nicht genug Vernunft aufbringt, diese zahlreichen Belege richtig zu deuten oder einzuschätzen.
Wenn du dich beleidigt fühlst und dich die Belege nicht überzeugen, dann empfehle ich dir, dich mit der wissenschaftlichen Denkweise vertraut zu machen und ein Basiswissen über Kosmologie, Evolution, Genetik und statistischer Signifikanz zu erwerben. Die grundlegenden Theorien dahinter sind einigermaßen leicht zu verstehen und auch dort stichhaltig, wo sie dem gesunden Menschenverstand zunächst zu widersprechen scheinen. Überwinde diesen Punkt - falls notwendig, durch Recherchen im Internet zu einzelnen Fragen - und frage dich dann nochmals, inwiefern es im heutigen aufgeklärten Zeitalter noch vernünftig sein kann, an Gott zu glauben.
"Indem Atheisten behaupten, dass es keinen Gott gibt, müssen sie ja doch irgendwie an ihn glauben."
Entschuldigung. Viele mögen diesen Absatz als Platzverschwendung ansehen, aber ich habe dieses haarsträubende Argument schon öfter gehört. Es wird hierbei kritisiert, dass Atheisten, indem sie Gott ablehnen, den Begriff Gott benutzen und somit ja anscheinend schon in ihr Weltbild integriert haben.
Ich selbst bin Naturalist und glaube, dass es in der Natur keinen Hokuspokus gibt. Dies hat zur Folge, dass ich auch Atheist bin. Machen wir ein kleines Gedankenexperiment: Du denkst dir ein völlig neues Fabelwesen aus, dessen Existenz den Naturgesetzen widerspricht, okay? Aber sage mir nicht, welches es ist... Gut, bist du bereit?
Ich glaube nicht dran!
Also, ich habe keine Ahnung, welcher Art dein Fabelwesen ist und welche Eigenschaften es hat, aber sofern es dem naturalistischen Ansatz widerspricht, bin ich mir praktisch sicher, dass es nicht existiert, und das auch, ohne es zunächst verinnerlicht zu haben. Die anfängliche Behauptung ist so formuliert, dass sie zur Folge hätte, dass jeder Mensch alles glauben muss, und das ist offensichtlich Blödsinn.
"Ich sage lieber, dass ich nicht weiß, ob es Gott gibt oder nicht."
Dann bist du ein Agnostiker. Das klingt doch nett - ob es einen Gott gibt oder nicht, weiß man einfach nicht. Das mag wissenschaftlich korrekt sein, aber nach meinem Einbrecher-Argument dürfte man dann so gut wie überhaupt keine Frage beantworten.
Kann aus Brotschimmel und Urinstein spontan eine menschliche Leber entstehen? Man weiß es nicht.
Können Grizzlybären aus eigener Kraft fliegen? Man weiß es nicht.
Können Hunde bellen? Man weiß es nicht.
Verbrenne ich mich, wenn ich meine Hand in ein Lagerfeuer halte? Man weiß es nicht.
Mit der "Man weiß es nicht"-Einstellung beraubt man sich nicht nur seiner Handlungsfähigkeit. Sie impliziert eine komplette Verleugnung aller kognitiven Fähigkeiten. Sie degradiert den Menschen zu einem Nichts. Agnostizismus hört sich zunächst nicht weiter schlimm an, ist er aber.
Wenn es Gott wirklich geben sollte, hat er eines oder mehrere der folgenden Dinge getan:
a) das Universum erschaffen
b) die Naturkonstanten so eingerichtet, dass Materie entstehen kann
c) die Erde so platziert, dass Lebewesen entstehen können
d) Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen
Und dann hat er Fossilien versteckt, die dafür sorgen, dass alles ganz anders aussieht, als es ist. Er hat haufenweise idiotische Designfehler gemacht, zu denen ich weiter unten ein paar Beispiele zeige. Er hat dafür gesorgt, dass die Erde und das gesamte Weltall den Eindruck machen, als gäbe es ihn, Gott, nicht. Er hat dafür gesorgt, dass alles so aussieht, als wären die Lebewesen durch Evolution entstanden.
Ehrlich: Ähnelt das nicht stark der Einbrecher-Theorie? Gott hat alles mögliche gemacht, dann aber komplett seine Spuren verwischt, so dass man keine Rückschlüsse mehr auf ihn ziehen kann? Diese Theorie ist ebenso lächerlich wie die Einbrecher-Theorie.
Ich kann die Gründe für eine agnostische Position verstehen, würde aber beispielsweise nicht wollen, dass ein agnostischer Lehrer meinem imaginären Kind beibringt, dass man nicht weiß, ob Elefanten fliegen können oder nicht. Die Gotteshypothese ist dermaßen unwahrscheinlich, dass man regelrecht Gewalt anwenden muss, um sie aufrecht zu erhalten. Warum, warum, warum? Elefanten gibt es, und es gibt auch Vögel, die fliegen können. Die Existenz fliegender Elefanten ist deshalb einigermaßen gut vorstellbar und widerspricht nicht direkt den Naturgesetzen. Trotzdem hoffe ich, dass es unter uns keine Agnostiker in Bezug auf fliegende Elefanten gibt. Für die unendlich viel unwahrscheinlichere Hypothese, dass es einen Gott gäbe, gibt es keine Belege. Ganz im Gegenteil - sie widerspricht den Naturgesetzen und allem, was wir kennen. Wer den fliegenden Elefanten nicht agnostisch gegenübersteht, DARF also quasi kein Agnostiker hinsichtlich der Existenz eines Gottes sein. Also: Warum sind Menschen Agnostiker in Bezug auf Gott, aber nicht in Bezug auf fliegende Elefanten? Weil die Existenz eines Gottes ihnen wünschenswert erscheint. Das ist der Grund, und dieser Grund ist legitim, aber unsinnig.
"Die Nichtexistenz Gottes ist nicht beweisbar."
Diesen Satz unterstreiche ich hiermit gern: Wie man sich auch dreht und wendet - die Nichtexistenz Gottes ist tatsächlich nicht beweisbar. Dass das jedoch kein Beleg für dessen Existenz ist, zeigt folgende Aussage:
Wenn ich in den Wald gehe und dreimal in die Hände klatsche, erscheint eine gute Fee.
Ich kann das problemlos überprüfen, indem ich genau das mache - ich gehe in den Wald und klatsche dreimal in die Hände. Natürlich tut sich nichts. Aber vielleicht erscheint sie ja, wenn ich viermal klatsche. *klatsch* Wieder nichts. Auch nach dem fünften Mal Klatschen tut sich nichts. Vielleicht ist es ja der falsche Wald. Und vielleicht erscheint die Fee ja gar nicht dort, wo ich gerade bin, sondern ganz woanders...
Der Glaube an Gott ist ebenso irrational wie das obige Beispiel. Wenn Gott irgendetwas "sinnvolles" macht, ist es klar, dass es ihn geben muss, und wenn nicht, sind seine Wege unergründlich. Hat man Glück, begründet man dies mit der Anwesenheit eines Schutzengels, hat man Pech, dann wird das schon irgendwie seinen Sinn haben. Vielleicht wird man ja geprüft oder so.
Die Nichtexistenz allen möglichen Schwachsinns ist nicht beweisbar. Ich kann nicht beweisen, dass kein grünes Mürbeteig-Monster entsteht, wenn ich Bananen und Distelöl im genau richtigen Verhältnis miteinander mische. Wenn es nicht klappt, stimmte eben das Verhältnis nicht.
Ich kann nicht beweisen, dass kein Mensch fliegen kann. Vielleicht können 10 Prozent aller Menschen fliegen, aber keiner macht es, um sich nicht zu verraten.
Ich kann nicht beweisen, dass mein Laptop nicht aus Schokolade ist. Selbst wenn ich einen chemischen Test mache, könnte jemand mein Gehirn manipulieren, um mich glauben zu machen, das Ding bestünde aus ...naja, dem Zeug, aus dem es eben besteht.
Es gibt unendlich viele Dinge, deren Nichtexistenz man nicht beweisen kann, ja, im Prinzip kann man so gut wie gar nichts wirklich beweisen. Warum also sollte man ausgerechnet an Gott und nicht an eine allmächtige Nasenflöte oder ein barmherziges Knäckebrot glauben? Letztendlich gibt es keine Hinweise auf eines der genannten Dinge. Und genauso wenig gibt es Hinweise auf die Existenz Gottes.
"Vielleicht leben wir auch in einer Art Matrix als virtuelle Wesen. So etwas kannst du nicht ausschließen!"
Welchen Sinn sollte es haben, zu glauben, dass unsere Welt eine ganz andere ist als die, die zu sein sie den Anschein macht? Sicher, unser Gehirn denkt in Modellen, weil es zu nichts anderem in der Lage ist. Die Wirklichkeit ist garantiert nicht das, was ich oder irgendjemand anders in ihr sieht. Das Nervensystem (inklusive Gehirn) übersetzt die Wahrnehmungen der Sinnesorgane in eine Art Bilder- oder Symbolsprache, die für den menschlichen (oder tierischen) Geist verständlich ist. Wer aber den Gedanken der virtuellen Realität favorisiert, geht davon aus, dass wir absichtlich in unserer Wahrnehmung getäuscht werden. Das Beispiel wurde absichtlich deshalb gewählt, weil es eine der unglaublich wenigen denkbaren Welten darstellt, in der wir uns tatsächlich mit unseren Erkenntnismethoden die Zähne ausbeißen. Es gibt keinerlei Belege für diese Täuschung und auch keinerlei Gründe, nach einer solchen Täuschung zu forschen. Wir müssen uns damit abfinden, dass die oben erwähnte Einbrecher-Theorie purer Schwachsinn ist, solange es keine gegenteiligen Belege gibt. Wie man es auch dreht und wendet: Warum sollen wir ausgerechnet davon ausgehen, uns hinsichtlich unserer Weltwahrnehmung zu täuschen, wenn wir doch ansonsten eine recht stimmige Vorstellung davon haben, wie die Welt funktioniert? Wenn mich jemand fragt, ob ich meinen Birkenholz-Schreibtisch noch habe, dann sage ich "Ja". Sollte ich wirklich sagen "Höchstwahrscheinlich ja, aber ich bin nicht sicher?" Könnte ich mich theoretisch täuschen? Ja, das könnte ich. Beginne ich deshalb zu zweifeln? Nein, natürlich nicht. Theoretisch könnten Fernseher in Wirklichkeit von kleinen Kobolden angetrieben werden, aber wer möchte dieser Theorie einen echten Platz in unserem Leben einräumen und als Reaktion auf die Aussage eines Technikers, dass ein Fernseher defekt sei, jedesmal antworten: "Vorsicht mit dieser Behauptung - es könnte auch sein, dass die Kobolde darin schlafen!"? Ist das wirklich das, was du verlangst? Wenn nicht, dann mache dir zunächst einmal die Gründe dafür klar.
Bitte nimm die Fernseherkobolde als Maßstab für eine unsinnige Theorie und sieh ein, dass wir uns der Erklärung der Welt auf eine vernünftige, wissenschaftliche Art nähern müssen.
"Ein Fisch in einem See glaubt auch nicht, dass es eine Welt außerhalb des Sees gibt."
Danke für dieses Argument, es ist zwar im Prinzip dasselbe wie das letzte, beinhaltet aber, dass Fische nicht absichtlich getäuscht werden, wenn sie sich in einem See befinden. Es zählt außerdem zu meinen Lieblings-Argumenten, weil es intelligent und ehrlich ist. Also, die Frage ist wieder: Könnte es sein, dass es außerhalb unserer wahrnehmbaren Umwelt noch etwas ganz anderes, zum Beispiel einen Gott gibt?
Wie bei allen erkenntnistheoretischen Argumenten muss man einräumen, dass wir absolut keine Möglichkeit haben, etwas auszuschließen, was wir nicht wahrnehmen können. Es zählt also hier die vernünftige Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten.
Zunächst einmal: Wie wahrscheinlich ist es, dass Fische in einem See (oder Meer) leben, zu dem es eine Außenwelt gibt, die ihren Horizont überschreitet? Die Antwort ist: nahezu 100 Prozent, denn fast alle Fische leben ausschließlich im Wasser, und außerhalb des Wassers gibt es definitiv noch eine andere wahrnehmbare Welt, die den Fischen verschlossen bleibt. Wer also nicht den grundlegenden Unterschied zwischen Fischen und Menschen kennt, muss annehmen, dass es möglich bis wahrscheinlich ist, dass auch wir in einer Umgebung leben, die unseren Horizont überschreitet.
Was ist denn nun der Unterschied? Er besteht darin, dass für Fische die Welt ohnehin nicht erklärbar ist. Das hört sich ein wenig seltsam an, ist aber wichtig. Könnten Fische ihre Welt, nämlich den See, erklären, müssten sie annehmen, dass es auch eine Welt außerhalb des Sees gibt, denn der See steht in reger Wechselwirkung mit seiner Umwelt. Fische könnten unmöglich erklären, warum sich die Wasseroberfläche bei Regen und Wind kräuselt, sie könnten nicht erklären, woher das Eichhörnchen kommt, das in den See gefallen ist. Sie könnten keine Biber, Enten und ins Wasser geworfenen Steine erklären und auch keine Austrocknung des Sees durch Verdunstung. Wenn wir intelligente Fische wären, würden wir anfangen, eine Möglichkeit zu entwickeln, die Welt außerhalb des Wassers zu erforschen. Wenn uns das nicht gelänge, würden wir sagen "Es gibt offenbar eine Menge komplexer Dinge außerhalb des Sees, aber wir sind ihnen, ohne weitere Erkenntnisse sammeln zu können, ausgeliefert".
Unsere Welt ist nicht so. Wir können (mit einigen interpretationsbedürftigen Ausnahmen wie schwarzen Löchern und Quantenfluktuationen) keine Phänomene erkennen, die die Integrität unseres naturwissenschafltichen Weltbilds (das geschlossene Universum) in Frage stellen. Wir leben nicht in einem See wie unsere Fische. Unser Universum ist nicht nach außen offen, sondern geschlossen. Es könnte eines von vielen Universen oder das einzige sein, aber was es auch "außerhalb" des Universums gibt, es hat keine Verbindung zu uns.
Falls wir wirklich als Fische in einer Art Aquarium Gottes leben, gibt es keine Pumpe, die das Wasser umwälzt, es gibt niemanden, der aufpasst, dass wir uns nicht gegenseitig zerfleischen, es gibt niemanden, der uns herausnimmt, wenn wir tot sind, es gibt niemanden, der uns füttert oder mal das Wasser wechselt oder die Scheiben reinigt. Es passiert rein gar nichts dergleichen, was man nicht vermuten würde, wenn es einen Gott gäbe. Wie groß ist unter diesen Umständen also die Wahrscheinlichkeit, dass wir trotz allem in einem Aquarium leben? Unfassbar klein, völlig zu vernachlässigen. Wer eine Vorstellung des Universums konstruieren möchte, in der es einen Gott gibt, muss etwas ähnliches konstruieren wie die Einbrechertheorie, also eine Theorie, die unglaublich unwahrscheinlich ist. Ich mag das Fische-Argument, aber es basiert auf ungültigen Grundvoraussetzungen.
Ich möchte zum Abschluss noch erwähnen, warum es das Fische-Argument (und fast alle anderen Argumente für Gott) überhaupt gibt, damit klar ist, wie man darüber urteilen soll. Menschen wie du und ich haben keinen natürlichen Drang, unsere Wahrnehmung in Frage zu stellen. Was uns die eigene Wahrnehmung in Frage stellen lässt, ist immer eine empfundene Unstimmigkeit. Wer die Hoffnung hat, dass ihn der ersehnte Liebespartner trotz einer zuvor erteilten Abfuhr dennoch liebt, beruft sich nicht auf die größtmögliche Wahrscheinlichkeit, sondern darauf, dass sein Leben sonst vermeintlich sinnlos und leer wäre. Die große Wahrscheinlichkeit, dass der potentielle Partner ihn tatsächlich nicht liebt, wird innerlich heruntergespielt, um die Integrität der eigenen Person und der eigenen Gefühle zu schützen. Um eine Stimmigkeit herzustellen, deren Verlust das Gehirn nur schwer verkraften kann.
Alle Bemühungen, Gott einen Platz einzuräumen trotz der Tatsachen, die dieser Hypothese widersprechen, ist ein Versuch, den Glauben nicht zu verlieren. Es ist kein Versuch, nach einer reellen Wahrscheinlichkeit für Gottes Existenz zu forschen. Wer nur nach Möglichkeiten sucht, wie es trotz aller Tatsachen, die auf etwas anderes hindeuten, einen Gott geben kann, urteilt in dieser Hinsicht nicht vernünftig und wird sich weder von mir noch von irgendjemand anderem überzeugen lassen, weil Wahrheitsfindung für ihn nicht relevant ist.
"Viele ernsthafte Theorien haben doch als absurde Gedankenspiele angefangen."
Das ist ein Grund, warum ich "absurde Gedankenspiele" ausdrücklich nicht kritisiere. Aber so zu tun, als sei an jeder Vorstellung ein Körnchen Wahrheit, ist einfach falsch und hat keine konstruktive Bedeutung für unser Leben. Wir können uns glücklicherweise vieles ausmalen und dabei aus einem großen Pool von Ideen schöpfen - ein Pool, der befüllt und angezapft werden sollte. Ich ermuntere andere Menschen, ihre Fantasie zu verwenden, weil mit der Fantasie meistens unverbindlich und ohne ernsthafte Konsequenzen gespielt werden kann. Wie man jedoch die Realität wahrnimmt und beurteilt, ist nicht unverbindlich und bleibt auch nicht ohne Konsequenzen.
"Einsteins Relativitätstheorie widerspricht dem gesunden Menschenverstand und wird trotzdem akzeptiert."
Es ist richtig, dass die Relativitätstheorie zusammen mit der Quantentheorie eine Gruppe von Modellen bildet, die für den gesunden Menschenverstand nicht zu verstehen sind. Warum diese Theorien allgemein akzeptiert werden, liegt ganz einzig und allein daran, dass sie beobachtbare Tatsachen erklären, die mit anderen Mitteln nicht oder nur schwer erklärt werden können. Die spezielle Relativitätstheorie beispielsweise bietet eine Möglichkeit, mit der aus jedem Bezugssystem heraus messbaren Konstanz der Lichtgeschwindigkeit umzugehen - etwas, was vor Einstein nicht möglich war. Es war eine Erklärungsnot für die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit vorhanden, und Einstein hat ein Erklärungsmodell geschaffen. Wenn eine Theorie nicht irgendetwas erklärt, was ohne sie nicht erklärt werden kann, und wenn sie außerdem keine überprüfbaren Voraussagen erlaubt, die von denen alternativer Theorien abweichen, dann wird sie meistens verworfen. Eine Ausnahme gibt es dann, wenn sie ein eingängigeres und besser verständliches Erklärungsmodell bietet als alle anderen alternativen Theorien.
Einsteins Theorie ist nicht eingängiger als die Theorie Newtons, aber sie erklärt etwas, was Newtons Theorie nicht erklären kann, also wird sie so lange dort, wo es nötig ist, benutzt, bis man auf eine neue Erklärungsnot stößt, die eine weitere Theorie erforderlich macht. Die Gotteshypothese hat keine solchen Vorteile und muss daher verworfen werden.
"Weil die Kunde von Gott von so vielen Menschen vertreten wird, liegt die Beweislast bei den Atheisten."
Wer diese Behauptung aufstellt, hat sich offensichtlich niemals mit der Frage beschäftigt, wie man die Nichtexistenz von etwas beweisen soll, was zusätzlich auch noch keine überprüfbaren Vorhersagen zulässt. Kurz gesagt: Es ist nicht möglich, und damit auch nicht zu verlangen. Wissenschaftler scheren sich im Allgemeinen nicht um den Gottesglauben, aber sie tun etwas anderes: Sie bieten eine alternative Erklärung für die erfahrbare Welt und machen zutreffende Vorhersagen, stemmen also andersherum die Beweislast - etwas, was Gläubige nicht tun. Und das, obwohl sie keinerlei Verpflichtung dazu haben, denn die Beweislast liegt bei demjenigen, dessen Theorie komplizierter ist. Die wissenschaftliche Herangehensweise kommt auch ohne Gott aus, ist also schlanker als die Welterklärung mit der Gotteshypothese. Den Beweis, dass es Gott geben muss, sind also die Theisten schuldig.
"Atheisten sind auch religiöse Menschen, weil sie glauben, dass es keinen Gott gibt."
Dann sind Menschen, die davon überzeugt sind, dass es den Osterhasen nicht gibt, auch religiös? Menschen sind religiös, wenn sie glauben, dass es beliebige Fabelwesen und Romanfiguren nicht gibt? Wirklich - so einen lächerlichen Unsinn muss sich keiner gefallen lassen.
Atheisten sind also nicht prinzipiell religiöse Menschen, können es aber im Einzelfall sein. Der Atheismus an sich ist kein Dogma, also keine Lehrmeinung, deren Wahrheitsanspruch unumstößlich ist, aber Atheisten können an anderen Dogmen festhalten oder den Atheismus zum Dogma erheben. Es kann Sinn machen, einem Atheisten seine dogmatische Sichtweise vorzuwerfen, aber diese besteht meist nicht im Atheismus selbst, weshalb man an dieser Stelle etwas präziser sein muss.
Nachbemerkungen
Vielleicht stellt sich dir die Frage, ob ich überhaupt auch nur ein winziges Fitzelchen Demut vor der Schöpfung habe. Die Antwort ist: Nein.
Es gibt keine Schöpfung in dem Sinne, wie sie hier gemeint ist. Es gibt einen Haufen Naturgesetze (oder vielleicht auch nur ein einziges, das ist Definitionssache), die bestimmen, welche Strukturen sich im Universum herausbilden. Einige der Strukturen sind für emergente Phänomene verantwortlich, und insbesondere Strukturen, die sich selbst replizieren können, wie beispielsweise lebendige Wesen, besitzen ein sehr großes Grundpotenzial zur Bildung von Emergenzen. Und Emergenzen wiederum begünstigen die Entstehung komplexer Strukturen.
Es gibt keinen Schöpfer und deshalb auch keine Schöpfung. Aber im Laufe der Evolution haben sich derart komplexe Organismen und Prozesse herausgebildet, dass wir heute eine in höchstem Grade erstaunliche und faszinierende Welt beobachten können. Die Welt ist auch ohne Gott (und eigentlich _nur_ ohne ihn) schön und vielseitig genug.
Die Welt ist nicht das, was wir in ihr sehen wollen.
Aber was wir in ihr sehen wollen, bleibt uns überlassen.
Eine letzte Anmerkung
Diese Seite wird über Google relativ häufig gefunden und aufgerufen. Vielleicht hast du Lust, sie zu kommentieren und somit um einen oder mehrere wesentliche Punkte zu erweitern. Tu dir keinen Zwang an - die Wahrheit ist für alle da, es gibt genug davon...
Keine empirischen Daten werden jemals ausschliessen können, dass es Gott gibt. Jedoch auf seine Hilfe oder seinen Schutz oder auch nur seine Zustimmung zu hoffen, ist aus den bereits genannten Gründen sinnlos.
Vielleicht kümmert sich Gott tatsächlich lieber um ein anderes Universum als das unsere ;)