Was mir wichtig ist

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Ehrlichkeit

Ehrlichkeit ist mir wichtig, weil es viel einfacher ist, das Zusammenleben vieler Menschen möglichst angenehm zu machen, wenn jeder ehrlich sagt, was er möchte. Diskussionen sind nur dann sinnvoll, wenn sie ehrlich geführt werden, und Freundschaften sind nur dann für alle Beteiligten ergiebig, wenn für jeden zumindest unbewusst wahrnehmbar ist, welche ehrlichen Ziele darin verfolgt werden.
Es ist mir wichtig, dass ich zu anderen Menschen mehr oder weniger ehrlich bin, damit diese mich (sofern möglich) im Wesen erkennen und entsprechend behandeln können. Ehrlichkeit kann durchaus manchmal verletzend sein, aber man kann vieles so formulieren, dass sich der Gesprächspartner nicht angegriffen fühlt.
Trotz meiner generellen Befürwortung von Ehrlichkeit schrecke ich nicht vor legitimen Notlügen zurück, wenn ich finde, dass Ehrlichkeit weder sinnvoll noch angebracht ist.
Mir scheint es so, als sei das Lösen zwischenmenschlicher Probleme aufgrund verschiedener Ansichten und Wertesysteme ohnehin schon eine Herausforderung, aber wenn man dann auch noch unehrlich sich selbst und anderen gegenüber ist, wird das komplexe Problem zu einem Morast von Verstrickungen und Widersprüchen. Herauszufinden, wann jemand die Wahrheit sagt und wann nicht, ist eine überflüssige Zeitverschwendung, wenn es auch anders ginge.

Mein Arbeitsumfeld

Ich arbeite unter anderem in einem Fairhandelsunternehmen und kann mich dort mit meiner Tätigkeit ziemlich gut identifizieren. Wichtiger als der Inhalt meiner Arbeit ist mir jedoch das Arbeitsklima.
So denke ich, dass ich in einem Umfeld, in dem ich mich wohlfühle, nicht sehr wählerisch bin, was mein Tätigskeitsfeld betrifft. Es ist mir wichtig, dass zu meinen Kollegen eine entspannte Beziehung besteht, dass meine Auftraggeber keine Chef-Allüren zur Schau stellen und dass es nicht allzu ernst zugeht. Ernst ist wichtig, was den Job betrifft, aber der menschliche Umgang ist etwas anderes. Ich würde es vermeiden, einen geregelten Job anzunehmen, in dem ich dazu angehalten bin, in Anzug und Krawatte auf der Arbeit zu erscheinen, weil die dazugehörigen Umgangsformen zwischenmenschlichen Beziehungen abträglich sind, wie ich finde.

Inspirationen

Wahrscheinlich gibt es einige Künstler, die ihre Werke aus sich selbst heraus schaffen, beispielsweise weil sie ihre Zeit im Gefängnis zubringen und somit kaum anregende Momente in ihrer Umwelt erleben. Ich bin kein Künstler, und fast alles von dem, was ich selbst erschaffe, verbleibt auch in mir, aber mir ist es sehr wichtig, dass ich von Zeit zu Zeit in der Lage bin, meine Batterien aufzuladen, neue Eindrücke zu sammeln und mich somit gewissermaßen von der Welt zu ernähren, ohne etwas wegzunehmen. Als Inspirationen dienen mir Filme, Bücher, Bilder und Musik, Interaktionen mit Menschen und Tieren, ungewohnte Blickwinkel auf Alltägliches, neuartige Konzepte, unbefriedigende Schlussfolgerungen (Quasi-Paradoxien) und natürlich vieles andere mehr.

Spiele

Ich benutze den Begriff "Spiele" in diesem Kontext vermutlich zu allgemein, aber alle anderen zur Disposition stehenden Begriffe sind ebenso undeutlich und vage. Ich versuche mit einem Begriff zu beschreiben, was Schauspieler, Gamer und theoretische Physiker gemeinsam haben, und das ist nicht einfach.
Im Dezember 2008 habe ich eine Weile an einem Simulator Flugzeug- und Helikopterfliegen mit 4 Kanälen geübt, weil ich möglicherweise später einmal ein Flugmodell anschaffen möchte. Einen Heli mit 4 Achsen zu steuern ist zunächst einmal keine einfache Aufgabe, aber das Modell reagiert auf die Steuerbefehle in einer festgelegten Weise, so dass mit der Zeit ein Lerneffekt eintreten kann.
Theoretische Physiker haben ebenfalls einen Satz an Regeln, die festgelegt sind - die Naturgesetze. Ich finde, dass die "Arbeit" von Piloten von Heli-Modellen und die theoretischer Physiker einen gemeinsamen Aspekt des Sich-Annäherns an das jeweilige Ziel unter Voraussetzung bestimmter Regeln hat. Irgendwann (in vielen Fällen schon nach kurzer Zeit) ist man in der Lage, sich in eine bestimmte abstrakte Situation hineinzufinden, sich quasi mit ihr zu identifizieren. Der Schauspieler versenkt sich in seine Rolle, der Pianist in eine Kombination von Musik und Fingergefühl und der Physiker in Zusammenhänge, Verhältnisse und Schlussfolgerungen.
Alle diese Tätigkeiten haben den Spielaspekt gemeinsam, und solche Tätigkeiten (z.B. ein Instrument spielen, Auto fahren, ein RC-Modell steuern, über die Welt philosophieren, programmieren, PC-Probleme lösen, UNO spielen usw.) sind mir wichtig, ohne dass ich den Finger darauf legen könnte, warum das so ist.

Abwechslung

Es ist mir wichtig, mich auf Dinge verlassen zu können und eine gewisse Beständigkeit als Lebensgrundlage zu haben, aber ich finde jede Vielfalt schön, die sich in Menschen, in Beziehungen, in der Natur, in Arbeitsprozessen und anderen Aspekten des Lebens zeigt. Ich lege Wert auf einen weiten Horizont, nicht gemessen an dem anderer Menschen, sondern gemessen an den Fähigkeiten meines eigenen Geistes.

Freiheit

Natürlich ist es unter dem Gesichtspunkt formaler Logik betrachtet völlig unsinnig, wenn ich sage, dass ich unter "Freiheit" verstehe, dass man seine ohnehin schon vorhandenen Freiheiten erkennt und nutzt. Aber ich finde, dass die meisten Menschen im westlichen Kulturkreis sehr viele Freiheiten haben, und mir ist es wichtig, diese nach und nach zu erkennen und auszunutzen. Ich bin nicht klaustrophobisch veranlagt, aber ich brauche viel Raum für Gedanken und Gefühle, ich brauche Handlungsfreiraum und gehe solchen nicht-räumlichen Einengungen gern aus dem Weg.

Ursprünglichkeit

Jean Liedloff berichtet in ihrem Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" von einem Kapuzineraffen, der die Hälfte einer Banane isst, bis er satt ist. Die verbleibende Hälfte wickelt er in eine Papierserviette ein. Anschließend umkreist er die Serviette wie ein zufälliger Spaziergänger, "entdeckt" den Schatz und reißt die Serviette mit steigender Erregung auf. Da der Affe jedoch satt ist, isst er die Banane nicht, sondern wickelt sie wieder in die Fetzen ein, um das Spiel erneut zu beginnen.
Ich denke, dass darin ein häufig vernachlässigter Aspekt des Lebens komplexer Tiere zum Ausdruck kommt. Dem Affen war das "Jagen" offenbar fast ebenso wichtig wie die Mahlzeit selbst, und auch mir ist es wichtig, ab und an mal meine mehr oder weniger abstrakten Lebensziele aus den Augen zu verlieren und dem Moment etwas abzugewinnen, dessen Wert tiefer in mir verankert ist als mein rationales Welterleben.
Welche Triebe uns Menschen zueigen sind, ist heutzutage oft nicht mehr ohne entsprechende Bemühungen herauszufinden, und oft wird etwas zu erreichen versucht, was, sobald es erreicht ist, als weit weniger attraktiv erlebt wird als noch zu Anfang. Wenn ich bloß mehr Geld (...ein Kind, einen großen Wagen, einen Partner...) hätte, wären meine Probleme gelöst - solche Vorstellungen sind typisch für die moderne westliche Gesellschaft. Ich denke, dass in dieser Jagd nach möglichen zukünftigen Entwicklungen des eigenen Lebens häufig eine massive Zeitverschwendung begründet ist.
Mir ist es wichtig, möglichst unverschnörkelt zu erkennen, was ich wirklich möchte, und dann herauszufinden, wie ich es erreichen kann. Oft sind es die kurzfristigen Ziele, die dazu führen, dass es mir gut geht, was nicht heißen soll, dass es ausreicht, langfristige Ziele einfach in viele einzelne Etappen zu unterteilen. Es geht für mich eher darum, möglichst häufig einen Zustand herzustellen, in dem mich das, was ich augenblicklich tue, zufrieden macht und nicht als Mittel eines bestimmten Ziels anzusehen ist.
Wenn ich irgendwann auf mein Leben zurückblicke, werde ich nicht denken "Hätte ich bloß mehr Zeit damit verbracht, Englisch zu lernen" oder ähnliches. Nein, es werden magische Momente sein, von denen ich mir mehr wünschen werde. Weil es nie genug sein können.

Persönliche Wahrnehmung

Obwohl ich häufig bestrebt bin, logisch und vernünftig zu denken, wo es die Situation erfordert, finde ich es faszinierend und wichtig, dass Menschen sich in ihrer persönlichen Wahrnehmung der Welt unterscheiden. Es gibt annähernd 7 Milliarden Menschen auf der Erde, und trotzdem gibt es jemanden wie mich nicht noch einmal. Weil ich meinen einzigartigen Satz an Genen habe, weil ich als Kind "Wo die wilden Kerle wohnen" und "Malwine in der Badewanne" gelesen habe - ich glaube, dass buchstäblich Milliarden und Abermilliarden prägender Faktoren auf die Entwicklung eines Menschen einwirken.
Was ich habe, davon gebe ich in vielen Fällen gerne etwas ab, aber was ich bin, möchte ich behalten. Deshalb finde ich es schön, dass es so viele Aspekte gibt, hinsichtlich derer Menschen sich unterscheiden können, auch wenn das oft zu Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen führt. Man kann das Gefühl haben, andere Menschen zu verstehen und nachzuempfinden, was sie empfinden, aber ich bin davon überzeugt, dass die Art und Weise, wie ein Mensch die Welt wahrnimmt, immer eine starke persönliche Färbung hat, so dass man sich nie wie ein anderer Mensch fühlen kann. Und das finde ich gut, denn so ist nie alles gesagt, alles aufgeschrieben oder besungen, so ist nie alles gemalt oder gedichtet. Es bleibt noch viel zu entdecken, und jeder entdeckt seine eigene Welt. Ein Birkenblatt, ein Handschuh oder eine Kerze haben für mich eine andere Bedeutung als für jeden Leser dieser Seiten. Mir ist das wichtig, weil es ein schönes Gefühl ist, auch unter 7 Milliarden Menschen noch einzigartig zu sein.

Zwanglosigkeit

Text folgt.

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