Umweltschutz

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Katastrophen

Seit sich auf der Erde vor etwa 3,5 Milliarden Jahren die ersten Lebewesen entwickelt haben, ist viel geschehen. Die meisten Arten von Lebewesen (ca. 99 %) gibt es nicht mehr - sie sind ausgestorben. Warum?
Das Aussterben von Arten kann viele Gründe haben. Sie können von anderen Arten im Kampf um Nahrung und Lebensraum verdrängt werden, es können Himmelskörper aus dem All auf der Erde einschlagen oder Klimaschwankungen auftreten. Wie wir alle wissen, hat auch die Spezies Mensch einige Arten auf dem Gewissen, wie zum Beispiel den Dodo, den schwarzen Emu oder den Riesenalk.

Vor etwa 2,6 Milliarden Jahren wurde zum ersten Mal Sauerstoff in die Atmosphäre freigesetzt, welcher damals Gift für die anaerob lebenden Bakterien war. Der signifikante Anstieg der Konzentration freien Sauerstoffs war also eine Klimakatastrophe, die vermutlich das Aussterben vieler Arten zur Folge hatte.
Nun würden wir Sauerstoff nicht unbedingt als Gift betrachten, aber diese Sichtweise können wir uns nur erlauben, weil unsere Vorfahren sich vor einigen hundert Millionen Jahren an ihn angepasst haben. Auf diese Weise konnten Landlebewesen überhaupt erst entstehen. Die ersten Landlebewesen waren Arten, die sich Bedingungen angepasst hatten, die durch eine große Katastrophe entstanden sind.

Unterschiedliche Lebewesen haben unterschiedliche Blickwinkel auf Umweltbedingungen. Was für uns Gift ist (z.B. Kohlendioxid CO2), brauchen andere Wesen (z.B. Fichten) zum Leben. Diese wiederum scheiden Abfallprodukte aus (Sauerstoff O2), die wir zum Leben brauchen. Des einen Lebenselixier ist des anderen Gift.

Im Laufe der Entwicklungsgeschichte der Arten (der Phylogenese) gab es immer wieder einschneidende Umweltveränderungen wie gigantische Vulkanausbrüche, Verdunkelungen des Himmels durch aufgewirbelten Staub oder Schwankungen der Atmosphäre, die das Aussterben unvorstellbar vieler Arten nach sich gezogen haben.
Einst gab es auf der Erde meterlange Insekten, riesige Flugechsen, Dinosaurier und viele andere Geschöpfe, die heute ausgestorben sind, und auch in der Gegenwart gibt es viele Arten, die schon auf der Liste stehen. Vielleicht wird es in einigen Jahrzehnten keinen tasmanischen Beutelteufel oder keinen Blauwal mehr geben. Der Gedanke daran ist traurig für mich.

Wenn es in der nahen Zukunft keine Delphine mehr gibt, liegt es höchstwahrscheinlich an der Überfischung der Meere durch die Spezies Mensch. Die Delphine (und andere Meeressäuger sowie Fische) sind an diese spezielle Situation nicht angepasst - die Überfischung der Meere stellt für sie eine Katastrophe dar und reiht sich damit in den unaufhörlichen Ablauf großer Katastrophen in der Weltgeschichte ein. Der Mensch stellt für die Erde also in vielerlei Hinsicht eine Katastrophe dar, aber das ist nichts, worum man sich aus entwicklungsgeschichtlicher Sicht Sorgen machen müsste.

Was macht es aus, wenn eine Art stirbt?

Das Aussterben einer Art zieht üblicherweise einen Wandel in der Nahrungskette mit sich, weil die entsprechende Spezies fortan weder als Raub- noch als Beutetier verfügbar ist. Die Auswirkungen können mehr oder weniger bedeutend sein, je nachdem, welchen Platz in der Nahrungskette die Art vor ihrem Aussterben eingenommen hat.
Jede Art hinterlässt bei ihrem Aussterben eine mehr oder weniger geräumige ökologische Nische, die fortan von anderen Arten besetzt werden kann.

Was ist Umweltschutz?

Was also ist unter Umweltschutz zu verstehen? Davon ausgehend, dass es in der ständigen Neuentwicklung und dem Aussterben von Arten keine Fixpunkte gibt, die eine besondere Bedeutung hätten, stellt Umweltschutz den egoistischen Versuch dar, die Lebensumwelt der Spezies Mensch im status quo zu erhalten.
Der Natur selbst sind die Arten egal, sie hat keinen Plan und kein Ziel, kein Streben und keine Werte. Wenn sich Menschen zum Ziel gesetzt haben, ihr derzeitiges Lebensumfeld zu erhalten, müssen sie aktiv werden, um Veränderungen, Zerstörungen und Neuentwicklungen zu verhindern. Die Natur an sich ist jedoch nicht auf unsere Bemühungen angewiesen - das war sie nie und wird sie nie sein.

Wenn man Menschen von Umweltschutz reden hört, könnte man manchmal meinen, dass es ihnen darum geht, etwas Gutes für andere Arten zu bewirken und der Erde eine grundlegende Harmonie zu bewahren, was in jeder denkbaren Hinsicht Unsinn ist. Wo sich Leben frei entwickelt, zumindest auf der Basis, die wir von unserem Planeten her kennen, gibt es keine Harmonie und kein Gleichgewicht. So, wie sie ist, ist die Welt nicht im Gleichgewicht - wir leben nicht in einer Welt am Ende der Evolution, denn die Evolution hat kein Ende. Die Welt wird sich verändern, gleichgültig, ob es Menschen gibt, die dagegen etwas unternehmen wollen.

Gefahren gibt es für Individuen (beispielsweise für einen Delphin in einem Fischernetz), für Arten (beispielsweise für alle Gorillas wegen der Zerstörung ihres Lebensumfelds) und ökologische Teilsysteme, aber nicht für das Leben selbst. Es macht den meisten Menschen nichts aus, durch jeden Atemzug tausende von Mikroorganismen zu vernichten, aber den Blauwal würde man gern als Art erhalten, vielleicht wegen eines nostalgischen Wertes.

Fazit

Meine Wertvorstellungen gebieten mir, das Leid möglichst vieler empfindungsfähiger Lebewesen möglichst gering zu halten, alle anderen Aspekte des Umweltschutzes finde ich selbstsüchtig und sinnlos. Es gab Zeiten, da waren Dinosaurier eine neuartige und tolle Entwicklung, aber Zeiten ändern sich. Wenn es in 50 Jahren keine Gorillas mehr gibt, ist das nicht das Ende der Welt, nur das Ende der Gorillas.

Evolution bedeutet, nicht an dem festzuhalten, was ist, sondern die Fähigkeit eines Lebewesens zu akzeptieren, ökologische Nischen auszunutzen. Wenn Menschen mit Öltanker-Unglücken dafür sorgen, dass es überall Ölteppiche auf den Meeren gibt, wird es zu einer Blüte von ölfressenden Bakterien kommen, ganz einfach. So war es immer.

Meiner Meinung nach haben Gorillas aufgrund ihrer Empfindungsfähigkeit als Individuen ein größeres Recht darauf, geschützt zu werden, aber letztlich werden sich die am besten angepassten Arten (wie zum Beispiel ölfressende Bakterien) durchsetzen. Gorillas als Arten zu schützen hat nicht mehr Sinn als, sagen wir mal, Origami-Känguruhs oder Ottifanten aus Polyester zu schützen. Einzelne Lebewesen sollte man vor Leid beschützen, bei einer Art jedoch hat das keinen Sinn.

Sollte es innerhalb meiner Lebenszeit irgendwann einmal keine Delphine mehr geben, werde ich der erste sein, der ihnen nachweint, aber ich habe keinen Anlass, meine eigenen kleinen Emotiönchen auf das Ökosystem der Erde zu projizieren und über die Erhaltung und den Niedergang von Arten zu richten.


Kommentare
  • tooky
    Ich stimme Dir in allen Punkten voll zu.

  • Earthling
    Deine Sichtweise ist die, die ich bekämpfe. Dein winziger moralischer Vorbehalt entschuldigt nichts und er ist der letzte, der Auschwitz oder die nächste Schweinemastanlage verhindert!!!

    • Fabian Kölle

      Hallo Earthling,
      danke für deinen empörten Kurzkommentar. Wenn du meine Sichtweise bekämpfst, würde ich gerne wissen, welche du hast. Und welcher moralische Unterbau sie stützt, wenn dir meiner nicht gefällt.

      Wenn ich nicht irre, bist du mit mir unter dem Spitznamen "LyndaSchnee" länger und konstruktiv bezüglich der Religionsthemen in Kontakt getreten. Ich traue dir also zu, deine Ansichten zu präzisieren.

      Anmerken möchte ich natürlich noch, dass aus meinem Text klar hervorgeht, dass ich mich ohne Einschränkungen gegen Tier- und Menschenhaltung ausspreche, unter denen die Individuen leiden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du das übersehen hast...


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